Prozessauftakt
AUA will 156 Millionen vom Scheich
18.11.2008
Im Rechtsstreit um den geplatzten Einstieg Al Jabers bei der AUA gab es die erste Verhandlung. Die AUA klagt die zugesagten 156 Millionen Euro ein.
Mitten im Finale der Verhandlungen über den Verkauf der AUA an die Lufthansa startete letzten Freitag der Prozess der Airline gegen Scheich Mohamed Bin Issa Al Jaber. Wie berichtet hat die AUA den saudi-arabischen Geschäftsmann auf Erfüllung seines Vertrags geklagt: Al Jaber hatte sich Anfang April verpflichtet, 156 Mio. Euro in die AUA zu investieren, war aber wenige Wochen später abgesprungen und zog bei der beschlossenen Kapitalerhöhung nicht mit. Die Airline klagt die 156 Mio. jetzt ein - es gebe „glasklare Verträge“, hatte AUA-Boss Alfred Ötsch stets betont.
Erste Tagsatzung
Beim ersten Prozesstermin am 14. November
machten die Anwälte beider Parteien ihre Positionen erneut deutlich. Der
Scheich hatte die Vereinbarung aufgekündigt, weil er sich über den wahren
Zustand der Airline falsch informiert fühlte. Von dem 60-Mio.-Euro-Verlust
für das 1. Quartal 2008, den die AUA am 24. April bekannt gab, habe er
nichts geahnt. Er sei in die Irre geführt worden, sein Ausstieg sei daher
rechtens. Seitens der AUA wird weiterhin auf die „wasserdichten
Vereinbarungen“ gepocht. Der Absprung des Scheichs habe eher mit
Finanzierungsproblemen angesichts des abgestürzten Aktienkurses zu tun,
vermuten Insider.
Dem Vernehmen nach will die Richterin einen Sachverständigen zur Überprüfung der Vertragssituation bestellen. So „glasklar“ scheint es doch nicht zu sein. Im April wird weiterverhandelt.
Strafanzeige gegen Ötsch
Der Scheich bemüht auch seinerseits
die Gerichte in der Causa AUA. Er hat eine Strafanzeige gegen den AUA-Chef
persönlich wegen „Irreführung“ gestellt. Konkret bemüht die Anzeige Paragraf
255 des Aktiengesetzes, in dem es heißt, wer als Mitglied des Vorstands die
Verhältnisse des Unternehmens unrichtig wiedergebe oder verschleiere, sei
mit einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr zu bestrafen. Al Jaber
wartet nun auf eine Stellungnahme von Ötsch.
Außerdem plant der Scheich eine Gegenklage gegen die AUA hinsichtlich der 156 Mio. Inzwischen hat sich der frustrierte AUA-Investor sechs Luxus-Jets bei der Firma Airbus bestellt.