Das letzte Aufbäumen hat nicht gefruchtet: Auch Quelle Österreich wird nun abgewickelt.
Das Schicksal des Linzer Versandhändlers Quelle ist besiegelt: Nach dem bis Freitagvormittag kein Investor gefunden werden konnte, muss das Unternehmen nun Konkurs anmelden. Am Vormittag wurden die rund 1.100 Mitarbeiter über das endgültige Aus informiert. Quelle-Österreich-Vorstand Wolfgang Binder klammert sich aber nach wie vor an einen, wie er selbst sagt, "Strohhalm" in Form eines Investors - ansonsten ist der Konkursantrag nächsten Donnerstag fällig. Die Gläubigerschützer drängen indes auf einen "raschen" Konkurs.
Die Passiva werden von Insidern auf jenseits der 100 Mio. Euro geschätzt. Damit wäre der Quelle-Konkurs eine der größten Handelspleiten nach dem Zusammenbruch von Konsum und Libro.
Mit aller Härte getroffen
Die Anzeichen auf Konkurs haben
sich spätestens am Donnerstag verdichtet, als bekannt wurde, das der
deutsche Versandhandelsriese Otto nicht nur Quelle Russland sondern auch die
Markenrechte der gesamten "Quelle"-Gruppe gekauft hat. Trotzdem wollte
Quelle-Vorstand Binder noch "wie ein Löwe" kämpfen. Wirtschaftsminister
Reinhold Mitterlehner (V) bedauert, dass es nicht gelang, einen
finanzkräftigen Investor zu finden.
Nach der Betriebsversammlung in der Linzer Zentrale war von "Katastrophe" die Rede. Vor allem jene, die seit 30, 40 Jahren im Unternehmen tätig sind, habe die Nachricht vom bevorstehenden Quelle-Aus mit aller Härte getroffen, sagte ein Mitarbeiter in Richtung eines älteren Kollegen. Die Solidarität untereinander ist deutlich spürbar: "Für mich ist es nicht mehr so schlimm, ich geh bald in Pension. Aber die jungen Mütter und Väter, die trifft es wie ein Schlag", meint eine Büroangestellte der Betriebsküche, die seit 21 Jahren dabei ist.
AMS richtet Außenstelle ein
Für die Betroffenen will das
Arbeitsmarktservice (AMS) in Oberösterreich gegen Ende kommender Woche eine
Außenstelle für die rund 1.000 Mitarbeiter einrichten. Bereits am Montag
sollen die technischen Voraussetzungen dafür geschaffen werden. Man werde
sich individuell mit jedem Mitarbeiter beschäftigen, sagte
AMS-Oberösterreich-Chef Roman Obrovski. Jene ohne qualifizierte Ausbildung
oder ohne Lehrabschluss können die Schulungs- bzw. Förderprogramme in
Anspruch nehmen. Es wird auch eine Insolvenzstiftung geben, deren
Finanzierung vom Land Oberösterreich und dem AMS gesichert ist.
Ein Konkurs über Quelle Österreich trifft nach Ansicht von Vorstand Binder die Unschuldigen. Quelle Österreich sei nicht verantwortlich für die Misere. "Vor allem für die Mitarbeiter tut es mir persönlich leid". "Volle Unterstützung" sagten Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer und Wirtschaftslandesrat Viktor Sigl (beide V) den Quelle-Mitarbeitern zu. "Zutiefst erschüttert und traurig" zeigte sich der SP-Vorsitzende Josef Ackerl.
Kein Personalabbau bei ÖBB
Welche Folgen ein möglicher
Konkurs von Quelle Österreich bei der Post haben wird, lässt sich derzeit
nur wage abschätzen. Das Unternehmen muss die ersten Kundenreaktionen
abwarten. Dem Vernehmen nach hatte die Post in ihren internen
Businesspapieren für 2010 keine großen Pläne mehr mit dem Versender. Es gebe
keine Post-Mitarbeiter, die ausschließlich für Quelle gearbeitet haben, hieß
es. Außerdem sei ohnehin schon ein Rückgang beim klassischen Versandhandel
beobachtet worden.
Die ÖBB hoffen, dass ein Teil des Versandvolumens von anderen Anbietern aufgefangen wird. Der Verlust sei zwar "schmerzlich", aber Personalabbau müsse es deswegen keinen geben, so die ÖBB.
Info-Box: Tipps für Versandkunden: Rücktritt von Bestellungen: Wenn man vor Konkurseröffnung Waren bestellt und noch nicht geliefert bekommen hat, dann kann man zuwarten, ob der Masseverwalter den Betrieb fortsetzt und die Ware liefert oder vom Vertrag zurücktreten. Wenn die Lieferung nicht spätestens binnen 30 Tagen nach Bestellung ausgeliefert wird, kann der Kunde ebenfalls von seiner Order zurücktreten.
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