Alles neu bei der Bahn: ÖBB-Chef Martin Huber und sein Vorstandskollege Gustav Poschalko gehen. Neuer Chef wird Peter Klugar.
Die Ära Martin Huber bei den ÖBB ist vorbei. Die Modalitäten sind bereits ausverhandelt, offizieller Schlusspunkt ist die Aufsichtsratssitzung am Dienstag nächster Woche.
Der mehr oder weniger freiwillige Rückzug Hubers aus dem ÖBB-Chefsessel ist nur ein Teil des Bahn-Umbaus: Gleichzeitig mit Huber – er wird der VP zugerechnet – geht auch ÖBB-Holding-Vorstand Gustav Poschalko. Er ist SP-Mann. Beide Verträge mit einer Laufzeit bis 2009 werden einvernehmlich aufgelöst. Huber hat seine Zustimmung schon am Montag signalisiert. Er wolle sich das nicht mehr antun, der von ihm eingeschlagene Kurs sei vom Aufsichtsrat nicht mehr erwünscht, heißt es aus seinem Umfeld.
Konsulenten-Verträge
Huber und Poschalko – auf den ebenfalls
Druck ausgeübt wurde – werden Konsulenten-Verträge angeboten, deren
finanzielle Abgeltung etwa den ihnen bis Vertragsende zustehenden Bezügen
entspricht. Das Jahres-Grundgehalt Hubers (ohne Prämien) beläuft sich auf
rund 330.000 Euro.
Holding verkleinert
Die Führung der Bahn-Holding wird also von
vier auf zwei Vorstände verkleinert: Peter Klugar und Erich Söllinger.
SP-Mann Klugar wird Vorstandvorsitzender, der als VP-Mann geltende
Finanzchef Söllinger bleibt trotz der umstrittenen Finanzgeschäfte der Bahn,
die Wertberichtigungen von mehr als 200 Millionen erfordert hatten. Nach
einem neuen Boss für die ÖBB-Holding wird definitiv nicht gesucht.
Das Argument von Bahn-Aufsichtsratschef Horst Pöchhacker: Damit wird auch an der Bahn-Spitze bei den Personalkosten gespart. So werden auch die Konsulenten-Verträge für Huber und Poschalko erklärt. Das sei etwas günstiger, als wenn sie ihr volles Gehalt erhalten hätten, heißt es.
Im Gegenzug zur Verschlankung der Holding soll die Rolle der operativen Töchter der Bahn-Holding (für Bau, Infrastruktur, Personen- und Güterverkehr) gestärkt werden.
Lob und Tadel
Huber wechselte 2004 von Porr an die ÖBB-Spitze.
Unbestritten ist, dass er in der Bahn viel bewegt und sie auf Kurs gebracht
hat. Huber gilt aber auch als Manager, der nicht gerne klein beigibt. Die
Stimmung zwischen ihm und Oberkontrollor Horst Pöchhacker wurde immer
schlechter. Pöchhacker, Ex-Porr-Boss und damit Ex- Chef von Huber, gilt als
Architekt der Ablöse.
Wirklich ins Rollen gebracht wurde der Wechsel an der Bahn-Spitze durch das Aufdecken von Immobilien-Geschäften in Hubers privatem Umfeld mit Geschäftspartnern der Bahn. Für Unruhe sorgten zudem die kritisierten Finanzgeschäfte, die im Extremfall mit einem Totalverlust von rund 600 Millionen Euro enden könnten. In beiden Punkten – Immobilien- und Finanzgeschäfte – sollen Huber und Söllinger am 22. 4. vom Aufsichtsrat freigesprochen werden.
(f.w.)