Für Wirtschaftsminister Martin Bartenstein ist der Preisantrag der Arbeiterkammer lediglich der Wunsch nach einer staatlichen Preisregulierung.
"Das ist ein Unfug", weist der Minister solche Überlegungen entschieden zurück. "Jetzt auf die Schnelle Gesetze zu ändern wäre eine Rückkehr in die 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts, das kommt nicht infrage", sagte Bartenstein am Dienstag bei der Präsentation eines Gutachtens der Wettbewerbskommission über die Preisentwicklung in Österreich.
"Schuss ins eigene Knie"
Die Erfahrung habe gezeigt,
dass die Teuerung bei preisgeregelten Produkten stärker gewesen sei als bei
nicht geregelten Preisen. "Damit würde man einen Schuss ins eigene Knie
riskieren", warnte Bartenstein.
Über die Vorgangsweise der Arbeiterkammer zeigte er sich verwundert. Ihren Verdacht auf Preisabsprachen, den sie in ihrem Preisantrag äußere, "hätte sie auch an das Kartellgericht herantragen können", sagte Bartenstein.
Teuerung hausgemacht
Laut Wettbewerbskommission liegt die Schuld
der Teuerung beim Lebensmittelhandel, den Verarbeitern und der
Landwirtschaft. Über ein Drittel der Gesamtinflation lässt sich nicht mit
Konjunktur, Ölpreis und Lohnstückkosten erklären. Für die gestiegenen
Lebenshaltungskosten in Österreich gibt es also hausgemachte Faktoren,
folgert die Wettbewerbskommission laut Ö1 in einem Gutachten. Basis dafür
sind Studien der Wirtschaftsforschungsinstitute Wifo und IHS.
Hausgemacht: Milch, Käse, Eier
Bei neun Produktgruppen gibt
es einen auffällig hohen Anteil an hausgemachten Preiseffekten. Allen voran
Milchprodukte: Der Österreich-Anteil bei Milch, Käse, aber auch Eiern, macht
laut Gutachten gut die Hälfte des gesamten Preisanstiegs aus. Bei Brot und
Getreide, das nur in Finnland noch teurer ist, geht ein Prozent auf
Österreich-Effekte zurück.
Noch schlimmer: Gas, Medikamente
Bei Gas sind es zwei Drittel,
und bei Medikamenten führt die Wettbewerbskommission beinahe den gesamten
Preisauftrieb auf hausgemachte Effekte zurück.
Landwirtschaft hat Teilverantwortung
Für die Wettbewerbsexperten
rührt der hausgemachte Preisanstieg von den teuren Produktionsbedingungen
durch die klein strukturierte Landwirtschaft her. Ein österreichischer
Milchbauer liefert pro Jahr 60.000 Kilo Milch, ein britischer fast eine
Tonne.
Marktkonzentration hat Teilschuld
Dazu kommen in der
Verarbeitung und im Handel beträchtliche Marktkonzentrationen. Welchen
Anteil der Lebensmittelhandel trägt, das hat die Wettbewerbskommission nicht
herausgefunden. Trotz zahlreicher Branchengespräche war die
Informationsbereitschaft der Handelsvertreter unzureichend.
Supermärkte erhöhten Spannen
Die Wettbewerbskommission
geht davon aus, dass der Lebensmittelhandel seit dem EU-Beitritt seine
Spannen und damit seinen Anteil an den Verbraucherpreisen kräftig erhöht
haben dürfte.
Kommission sucht Gründe
Vertreter der Sozialpartner und der
Ministerien für Finanzen, Soziales oder Landwirtschaft sind berechtigt, den
Preisantrag beim Wirtschaftsministerium zu stellen, und bilden dann die
Preiskommission. Das Gremium muss offiziell feststellen, ob die geprüften
Preise gerechtfertigt oder im internationalen Vergleich ungewöhnlich hoch
sind und Lösungsvorschläge erarbeiten.