Milchpreis-Demo
Bauern legten Wiener Ringstraße lahm
29.04.2009
In ganz Europa protestieren am Mittwoch die Milchbauern für höhere Preise. In Wien werden 300 Traktoren und 1.500 Milchbauern erwartet.
In Wien haben sich laut Polizei am Mittwoch 450 Bauern aus allen Bundesländern samt 200 Traktoren und zahlreichen Kühen zur großen Österreich-Demonstration versammelt. Laut Veranstaltern waren es 1.500 Landwirte mit über 300 Traktoren.
Nachdem sich der Großteil der Landwirte mit ihren Gefährten zunächst auf dem Heldenplatz formiert hatte, ging der Zug über die gesperrte Ringstraße vor das Parlament, wo flammende Reden von Bauern und Interessensvertretern gehalten wurden. Die Landwirte ärgerten sich dabei nicht zuletzt über Landwirtschaftsminister Niki Berlakovich (V).
Aufmarsch am Heldenplatz
Aus allen Bundesländern waren die
Bauern auf ihren - höchstens 40 km/h schnellen - Gefährten nach Wien
gekommen und dafür teils bereits am Vortag gestartet. Am Heldenplatz diente
der Aufmarsch der Traktoren vornehmlich als Fotomotiv für Touristen, zumal
Plakate wie "Fallen die Preise weiter in den Keller, geht das
Bauernsterben noch viel schneller" und "Wir fordern faire Preise,
nicht nur Arbeit und Kuhscheiße" die Aufmerksamkeit auf sich
zogen.
Kühe im Gepäck
Neben den hunderten Traktoren hatten
die Bauern auch zahlreiche Kühe im Gepäck - die Plastikwerbefiguren für ihre
Produktschiene "A faire Milch" und einige lebende Exemplare.
Letztere waren mehrheitlich entweder rot-weiß-rot oder mit einem Totenkreuz
bestrichen.
Wien kein beliebtes Reiseziel
Dramatisch dann auch die Appelle
vor dem Parlament, vor dem eine neue Einigkeit der Bauernschaft beschworen
wurde: "Ein Tag, der zeigt, dass wir Bauern noch nicht tot sind",
befeuerte Milchbauer Bernhard Zechner aus der Steiermark seine Kollegen. "Ich
fahre nicht gerne hinein nach Wien - aber wenn es notwendig ist, fahre ich
jeden Tag hinein", machte er unter tosendem Applaus klar.
Von Prammer empfangen
Die Forderung an die Politik seien nicht
öffentliche Gelder, sondern eine flexible Mengenregulierung anstatt des
derzeitigen Quotensystems. So könne man das Angebot an die Nachfrage
anpassen und einen Milchpreis von über 40 Cent pro Liter anstelle der
derzeitigen 29 Cent erreichen, so die einhellige Meinung. Eine Abordnung der
Bauern wurde mit ihrer Petition von Parlamentspräsidentin Barbara Prammer
(S) empfangen, zahlreiche Agrarsprecher bekundeten vor dem Gebäude ihre
Unterstützung für die Anliegen der Bauern.
Strache will "österreichische Schweindel"
Auch
FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache war aus dem Hohen Haus gekommen. "Auf
den Bauern hat man sich immer abgeputzt", bekundete er seine
Unterstützung. Er stamme aus einer Familie, die bis 1945 teils
landwirtschaftlich tätig gewesen sei und so sei für ihn ein guter Preis für
einheimische Produkte selbstverständlich: "Ich brauche keine
Schweindeln aus Polen, ich brauche Schweindeln aus Österreich."
Berlakovich nicht anwesend
Eigentlich hatten die Bauern
Landwirtschaftsminister Berlakovich im Anschluss an die Parlamentskundgebung
vor dem Ministerium ebenfalls ihre Forderungen übergeben wollen, was der
Minister aus Termingründen jedoch an seine Sektionschefin delegiert hatte.
Die erzürnten Bauernvertreter kündigten daraufhin an, am Abend in Amstetten
den Minister bei einer von ihm besuchten Diskussionsveranstaltung
überraschen zu wollen.