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Bis Ende Oktober soll AUA verkauft sein

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Beim Verkauf der AUA wird aufs Tempo gedrückt. Kommt bis Oktober kein strategischer Partner, drohen der Airline drastische Sparmaßnahmen.

Nach dem Befund der internationalen Beratergruppe Boston Consulting (BCG), wonach ein Alleinflug für die AUA keinen Sinn mehr macht, soll der Verkauf der rot-weiß-roten Airline nun schnell über die Bühne gehen. Bis Ende Oktober soll feststehen, welcher strategische Partner künftig bei der AUA das Steuer übernimmt. Diesen Zeitplan skizzierte AUA-Aufsichtsratsboss Peter Michaelis am Dienstag. Michaelis ist zugleich Chef der Staatsholding ÖIAG, die mit 42,75 Prozent AUA-Hauptaktionärin ist.

Eile geboten
Die strategische Partnerschaft mit einer anderen Airline sei angesichts des aktuellen Marktumfelds (hoher Kerosinpreis, Billigflieger-Konkurrenz) das einzige Instrument, das AUA-Angebot in Zukunft sicherzustellen, sind sich Michaelis und AUA-Boss Ötsch einig. Sonst drohe der AUA ein Schrumpfkurs. „Wir müssten drastische Maßnahmen ergreifen, etwa Streckenstreichungen und Personalabbau“, so Ötsch. Die Partnersuche ist dringlich, wenngleich Michaelis betont, es handle sich „um keinen Notverkauf“.

Stichtag 12. August
Die ÖIAG hofft auf einen Privatisierungsauftrag für die AUA von „bis zu 100“ Prozent von der Regierung beim Ministerrat am 12. August. Noch gestern Nachmittag gab es eine Sitzung mit den Beratern von BCG sowie der Investmentbank Merrill Lynch, um für die Regierungsmitglieder ein Papier auf Basis des BCG-Gutachtens zu erstellen – als Entscheidungsgrundlage für den Ministerratsbeschluss.

Der ÖIAG-Aufsichtsrat wird sich am Freitag mit den Vorbereitungen für die Empfehlung an die Regierung befassen. In den nächsten Tagen sollen auch Gespräche mit Finanzminister Wilhelm Molterer und Infrastrukturminister Werner Faymann stattfinden.

Erhalt der Marke
Eckpunkte des Privatisierungsauftrags sollen laut Michaelis der Erhalt der Marke „Austrian“ und die Headquarterfunktion Wien sein. Nach Erteilung des Privatisierungsauftrags wird es ein Bieterverfahren geben. „Bis Ende dieser Legislaturperiode, also bis 28. Oktober, soll der Verkauf stehen“, sagt Michaelis. Zumindest ein klares Commitment des künftigen Partners müsse es bis dahin geben.

Favorit Lufthansa
Aus operativer Sicht ist die deutsche Lufthansa favorisierter AUA-Partner. Eine Entscheidung sei aber nicht gefallen, betonte Michaelis. Es gebe lediglich eine Empfehlungsliste der Berater – die am Ende des Tages nicht mit dem tatsächlichen Mix an Offerten ident sein müsse. Gesucht werde der Partner, mit dem es die meisten Synergien gebe. Der gebotene Preis sei nicht allein entscheidend. Interessiert an der AUA ist etwa auch die russische Aeroflot, die Gerüchten zufolge deutlich mehr Geld auf den Tisch legen würde als die Lufthansa. Die AUA-Aktie ging gestern weiter steil rauf. Der Kurs lag erstmals seit Langem wieder über 4 Euro.

Lufthansa: Werden uns AUA ansehen, wenn Thema akut wird
Die Deutsche Lufthansa hat sich zurückhaltend über einen möglichen Einstieg bei der österreichischen Fluggesellschaft AUA geäußert. "Wir werden uns mit dem Thema befassen, wenn es akut ist", sagte Finanzvorstand Stephan Gemkow am Mittwoch. Es gebe derzeit keine Klarheit über die in Österreich laufenden Prozesse für einen möglichen Verkauf der angeschlagenen Gesellschaft.

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ÖSTERREICH: Herr Ötsch, wie dringlich ist der Einstieg eines Partners bei der AUA?

Alfred Ötsch: Die Dringlichkeit ergibt sich aus der Tatsache, dass wir sonst Maßnahmen zur Redimensionierung setzen müssten, und die haben Vorlaufzeiten.

ÖSTERREICH: Was für Maßnahmen wären das?

Ötsch: Streckenkürzungen, Flugzeugverkäufe, Mitarbeiterabbau. Was genau notwendig wäre, überlegen wir derzeit. Wir denken ja in Flug­perioden, das heißt mit dem Sommerflugplan 2009, also im April, müsste das wirksam werden. Mit der Umsetzung müsste man entsprechend früher beginnen.

ÖSTERREICH: Was passiert also, wenn es mit dem stra­tegischen Partner bis Ende Oktober nichts wird?

Ötsch: Dann müsste drastisch gespart werden.

ÖSTERREICH: Wie lange hält die AUA denn allein noch durch?

Ötsch: Das ist überhaupt nicht das Thema. Aber wir müssen handeln und ergebnissichernde Maßnahmen setzen. Wir haben heuer aufgrund des hohen Kerosinpreises ein Minus von bis zu 90 Millionen Euro zu verkraften. Wenn der Kerosinpreis auf diesem hohen Niveau bleibt, wird es nächstes Jahr wieder extrem schwierig – und wir können ja nicht zusehen, wie wir ein Ergebnisminus nach dem anderen machen.

ÖSTERREICH: Wie ist denn die Stimmung im Unternehmen? Haben die Leute Angst um ihre Jobs?

Ötsch: Nein, wir haben uns bisher am Markt gut behauptet, und auch die Mitarbeiter glauben, dass wir mit einem Partner eine gute Zukunft haben. In der Airline-Branche darf man sowieso nicht ängstlich sein.

ÖSTERREICH: Macht Ihnen der Job noch Spaß – bis vor Kurzem kämpften Sie ja für eine Stand-alone-Lösung ...

Ötsch: Das Umfeld hat sich so verändert, dass bei einer Stand-alone-Lösung unsere heutige Größe nicht erhalten werden könnte. Wären es meine eigenen Versäumnisse gewesen, hätte ich Konsequenzen gezogen. Mir macht der Job nach wie vor großen Spaß – eine ruhige Aufgabe wäre nichts für mich.

ÖSTERREICH: Neben dem Kerosinpreis macht der AUA die starke Billigflieger-Konkurrenz zu schaffen ...

Ötsch: Ja, der Low-Cost-Anteil ist in Wien enorm hoch. Angesichts der hohen Kerosinpreise gerät aber besonders dieses Geschäftsmodell unter Druck.

(sea)

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