Wirtschaftskrise
Bis zu 775.000 Deutsche von Kurzarbeit betroffen
04.02.2009
Immer mehr Unternehmen in Deutschland schicken Arbeitnehmer in Kurzarbeit. Die Autobranche und der Maschinenbau sind besonders betroffen.
Seit Oktober wurden bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) fast 775.000 Beschäftigte wegen Auftragsrückgängen für Kurzarbeit angemeldet. Allein im Jänner gingen neue Anmeldungen für rund 290.600 Arbeitnehmer aus 10.600 Betrieben ein, wie die Behörde am Mittwoch mitteilte. Der Anstieg fiel damit ähnlich hoch aus wie im Dezember. Arbeitsminister Olaf Scholz wertete dies als Hinweis, dass die Betriebe in der Krise Entlassungen vermeiden wollen. "Kurzarbeit verhindert Arbeitslosigkeit", stellte der SPD-Politiker fest. "Deshalb haben wir die Möglichkeiten, sie zu beantragen und zu nutzen, bewusst vereinfacht. Wenn das breit in Anspruch genommen wird, ist das gut."
Automobilindustrie und Maschinenbau
Durch Kurzarbeit können die
Betriebe Auftragsflauten ohne Kündigungen überbrücken. Die BA übernimmt 60
Prozent und bei Arbeitnehmern mit Kindern 67 Prozent des dadurch
ausfallenden Nettolohns. Die Bundesregierung hatte die Unternehmen
ausdrücklich ermutigt, in Zeiten der Wirtschaftskrise auf Kurzarbeit zu
setzen statt Arbeitsplätze abzubauen. Als Anreiz dafür übernimmt die BA die
Hälfte der bisher von den Arbeitgebern allein zu tragenden Sozialabgaben für
Kurzarbeit. Betroffen von Kurzarbeit sind nach BA-Angaben vor allem
Beschäftigte in der Automobilindustrie, in der Herstellung von
Metallerzeugnissen und im Maschinenbau. Allein Volkswagen will 61.000
Beschäftigte in die Zwangspause schicken. Bei Daimler sind rund 50.000
Arbeitnehmer betroffen.
Mehr Kurzarbeit bei Daimler und Bosch
Auch jetzt Anfang Februar
hielt die Welle an: Der Autobauer Daimler und der weltgrößte Autozulieferer
Bosch weiten ihre Kurzarbeit aus. Bei Daimler werden von März an
voraussichtlich 700 Beschäftigte des Werkes in Gaggenau von der Maßnahme
betroffen sein, sagte eine Sprecherin am Mittwoch. Bei Bosch wurde in den
Standorten Hildesheim für 1.100 und in Nürnberg für 1.700 Mitarbeiter
Kurzarbeit angemeldet sowie in Homburg die Zahl auf 1.900 ausgeweitet.
Bei Bosch steige damit die Zahl der angemeldeten Kurzarbeit auf 15.000 Beschäftigte, sagte eine Sprecherin und bestätigte Medienberichte. Insgesamt arbeiten 114.000 Menschen für den Stuttgarter Autozulieferer in Deutschland. Bei Daimler müssen von März an etwa 50.700 Mitarbeiter kurz arbeiten.