Die neue Boeing startete mit zwei Jahren Verspätung.
Mit mehr als zwei Jahren Verspätung hat das neue Boeing-Langstreckenflugzeug 787 Dreamliner am Dienstag erfolgreich seinen Jungfernflug absolviert. Die Maschine hob um 10.27 Uhr Ortszeit (19.27 Uhr MEZ) bei trübem Wetter von einer Startbahn nahe dem Boeing-Werk in Everett im US-Bundesstaat Washington ab und landete dort drei Stunden und acht Minuten später wieder.
Die Piloten Mike Carriker und Randy Neville testeten während des Jungfernflugs Hydraulik, Motoren, Kontrollsysteme, Umweltwerte und die Stabilität des Dreamliners. "Das Flugzeug verhielt sich genau so, wie wir es erwartet haben", sagte Neville. "Es war eine Freude, es zu fliegen."
Leichtbauweise
Mit dem Dreamliner, der 210 bis 330 Passagieren
Platz bietet, will Boeing eine neue Phase beim Bau von
Langstreckenflugzeugen einleiten. Die Maschine soll nach Konzernangaben etwa
20 Prozent weniger Treibstoff verbrauchen als vergleichbare Flugzeuge. Eine
technische Neuheit ist die Leichtbauweise: Etwa die Hälfte des Dreamliner
besteht aus Leichtmaterialien wie etwa Kohlefasern. Bei herkömmlichen
Maschinen wie der Boeing-777 sind es nur zwölf Prozent.
Während des Flugs wurden in Echtzeit Daten an ein Team am Boden übermittelt, wie der US-Luftfahrtkonzern mitteilte. Die Boeing-Techniker erhofften sich von dem Flug Erkenntnisse über die Funktionsfähigkeit der Maschine, die neue Maßstäbe in Leichtbauverfahren und Umweltverträglichkeit setzen soll.
Zweiter Testflug
Nach Angaben eines Unternehmensvertreters soll
am 22. Dezember ein zweiter Dreamliner zu einem Testflug starten. Im Zuge
des weiteren Testprogramms soll sich der "Dreamliner" in
verschiedenen Weltteilen beweisen. Die Maschinen werden auch unter
Bedingungen erprobt, die über den normalen Flugbetrieb einer
Fluggesellschaft hinausgehen, hieß es.
Der Jungfernflug fand mit mehr als zwei Jahren Verspätung statt. Wegen technischer und logistischer Rückschläge war er insgesamt fünf Mal verschoben worden. die jüngsten Schwierigkeiten betrafen die Verbindung von Rumpf und Tragflächen. Die Serie von Pannen lastete auf dem Image des Luftfahrtkonzerns, der sich scharfer Konkurrenz des europäischen Anbieters Airbus ausgesetzt sieht.
840 Bestellungen
Die erste Auslieferung von Maschinen, die
ursprünglich für das erste Halbjahr 2008 geplant war, soll nun Ende 2010
erfolgen: Erster Kunde ist die japanische Airline All Nippon Airways. Boeing
liegen nach eigenen Angaben 840 Bestellungen von 55 Unternehmen vor. Der
Konzern bezeichnet den Dreamliner trotz der Rückschläge als "das
am schnellsten verkaufte Düsenflugzeug
der Luftfahrtgeschichte ".
Der Konkurrent Airbus beglückwünschte die Boeing-Mitarbeiter zu ihrem bedeutenden Erfolg. "Der Erstflug der 787 unterstreicht die kontinuierlichen Fortschritte im Verkehrsflugzeugbau, die aus gesundem Wettbewerb entstehen. Wir freuen uns auf eine weitere robuste Rivalität mit unserer A350 XWB." Die Airbus-Antwort auf den "Dreamliner", die A350, kommt ebenfalls später als zunächst geplant und soll nun 2013 in die Luft gehen. Der europäische Flugzeughersteller hat für die Maschine, die ebenfalls zu einem großen Teil aus Kohlefaser besteht, inzwischen bereits 505 Bestellungen.