Flammender Appell
Brit. Airways-Chef will Gehaltsverzicht
17.06.2009
Die Gewerkschaft reagiert abweisend auf das Betteln von Willie Walsh. Er selbst verzichtet im Juli komplett auf sein Gehalt. Die Airline verbuchte einen Rekordverlust im abgelaufenen Geschäftsjahr.
Ein Hilferuf aus dem "Cockpit" hat die Mitarbeiter der British Airways ereilt. Der Stolz der britischen Luftfahrtindustrie, British Airways (BA), steckt in gewaltigen Finanzproblemen. "Ein "Kampf ums Überleben" stehe der Fluggesellschaft bevor, schrieb BA-Chef Willie Walsh in einer E-Mail an die mehr als 30.000 Mitarbeiter in Großbritannien. Walsh ruft die Mitarbeiter auf, eine Woche bis einen Monat entweder umsonst oder gar nicht zu arbeiten. Er selbst verzichtet im Juli auf sein Gehalt - umgerechnet 75.000 Euro im Monat.
Abweisende Gewerkschaft
Die Gewerkschaft UNITE, die tausende
Beschäftigte von British Airways vertritt, reagierte abweisend auf den
Vorstoß. Walsh könne es sich vielleicht leisten, einen Monat umsonst zu
arbeiten, die Gewerkschaftsmitglieder könnten dies nicht. British Airways
hat im Mai den größten Jahresverlust seit der Privatisierung des
Unternehmens 1987 bekanntgegeben und sucht nach Einsparungsmöglichkeiten.
Am Mittwoch will die Gesellschaft Details über umfassende Pläne zu Einschnitten bei Gehalts und Steigerung der Rentabilität vorlegen.
Ein BA-Sprecher bestätigte den Versand der E-Mail Ende vergangener Woche. Das Unternehmen habe sich kein Sparziel mit dem freiwilligen Gehaltsverzicht gesetzt. Es hoffe, dass so viele der mehr als 30.000 angeschriebenen Mitarbeiter wie möglich daran teilnehmen. Für etliche Beschäftigte sei es aber ein Bonus, weil sie so extra Sommerurlaub bekommen.
Zahlreiche Probleme
Die rot-blaue Airline mit dem Funkrufzeichen
"Speedbird" steht vor einem Berg von Problemen. Umsatz, Passagierzahlen und
Ansehen sind auf einem Tiefstand. "Aggressive" Gegenmaßnahmen wie der
Gehaltsverzicht seien vor einem Monat gestartet worden, sagte der Sprecher.
Die Aktie befindet sich seit Monaten auf Sinkflug. Die Aktionäre zeigten sich am gestrigen Dienstag leicht erfreut über die mögliche Einsparung. Der Wert der Aktie stieg minimal auf 137 Pence - jedoch halb so viel wie im vergangenen August.
Im Mai brachen die Passagierzahlen um 7,3 Prozent ein; vor allem die First- und Business-Class, die hohe Einnahmen versprechen, hatte es in der Rezession getroffen.
Ramponiertes Image
Auch das Image ist ramponiert: Erst
attackierten Umweltschützer die Fluggesellschaft, Jumbos mit geringster
Auslastung über den Atlantik zu schicken. Dann war die Eröffnung des neuen
Terminals am Londoner Flughafen Heathrow, den BA exklusiv nutzt, ein
Desaster.
Niemand sei dazu verpflichtet, doch sollte jeder seinen Part übernehmen, sagte ein BA-Sprecher zu dem Aufruf um Gehaltsverzicht oder unbezahlten Urlaub. Andere Fluggesellschaften wie Cathay Pacific hätten ähnliche Freiwilligen-Programme aufgelegt, wobei der Großteil der Belegschaft mitgezogen habe.