Die weltweite Finanzkrise hat im Frühjahr neue Milliardenlöcher in die Bilanz der US-Großbank Citigroup gerissen.
Der Quartalsverlust fiel mit 2,5 Mrd. Dollar (1,58 Mrd. Euro) aber nicht so hoch aus wie an den Märkten befürchtet. Damit ließ die größte Bank der USA am Freitag Hoffnungen aufkeimen, dass die seit einem Jahr andauernde Finanzkrise allmählich abebbt. Auch überraschend tiefrote Zahlen der US-Investmentbank Merrill Lynch konnten die positive Stimmung nicht trüben. Die zuletzt arg gebeutelten Banktitel zogen weltweit kräftig an und verhalfen auch dem deutschen Leitindex Dax zu Kursgewinnen.
Weniger Verlust als befürchtet
In den vergangenen drei
Monaten führten die Turbulenzen an den Märkten zu weiteren Belastungen bei
der Citigroup von fast zwölf Mrd. Dollar. Neben Abschreibungen auf
US-Ramschhypotheken (Subprime) schlugen eine erhöhte Risikovorsorge bei
US-Konsumkrediten und im Kreditkartengeschäft negativ zu Buche. Vor einem
Jahr - also kurz vor Ausbruch der Krise - schrieb die einst größte Bank der
Welt noch einen Gewinn von mehr als sechs Mrd. Dollar. Aus dem fortgeführten
Geschäft summierte sich der Verlust nun auf 2,22 Mrd. Dollar oder 49 Cent je
Aktie, während Analysten im Schnitt 67 Cent erwartet hatten. Der Fehlbetrag
halbierte sich aber im Vergleich zum ersten Quartal. "Es sieht so aus, als
ob das Schlimmste des Subprime-Trubels hinter uns haben", sagte Bankexperte
Andre Bakhos von der Princeton Financial Group.
11.000 Stellen abgebaut
Die Citigroup ist mit Gesamtbelastungen
von mittlerweile fast 60 Mrd. Dollar weltweit am härtesten von den
Verwerfungen an den Finanzmärkten betroffen. Nach scharfer Kritik am Kosten-
und Risikomanagement musste der frühere Chef Charles Prince Ende 2007 seinen
Hut nehmen. Sein Nachfolger Vikram Pandit will mit harten Einschnitten und
einem radikalen Konzernumbau wieder in die Gewinnspur zurückkehren. So baute
er im ersten Halbjahr 11.000 der rund 300.000 Stellen ab. Weitere
Streichungen Tausender Arbeitsplätze werden erwartet, da Pandit in den
kommenden zwei bis drei Jahren insgesamt 15 Mrd. Dollar an Kosten senken
will. "Wenngleich es noch viel zu tun gibt, sind wir von den Fortschritten
des Umbaus ermutigt", erklärte der Bankchef.
Vermögenswerte sollen verkleiner werden
Neben Einsparungen
will Pandit die Citigroup auch deutlich um Vermögenswerte von bis zu 400
Mrd. Dollar verkleinern, um Kapital freizusetzen. So vereinbarte die
Citigroup in diesem Monat den Verkauf ihrer deutschen Privatkundentochter
Citibank an die französische Genossenschaftsbank Credit Mutuel für rund acht
Mrd. Dollar. Zahlreiche weitere Sparten wurden bereits weltweit verkauft:
Insgesamt sei die Bilanz in den vergangenen Monaten um rund 100 Mrd. Dollar
entlastet worden, erklärte das Institut. Daneben sammelte Citigroup bei
Investoren Milliarden ein und reduzierte Dividendenzahlungen. Im Ergebnis
stieg die Kernkapitalquote auf 8,7 Prozent von 7,12 Prozent zum Jahresende.
Diese Kapitalausstattung gilt im internationalen Maßstab als sehr solide.
Aktien zogen um knapp 10 Prozent an
Citigroup-Aktien zogen um
fast zehn Prozent an, nachdem sie in diesem Jahr zuvor um rund 40 Prozent
eingebrochen waren. Auch andere Banktitel etwa von der Deutschen Bank oder
der Commerzbank legten am Freitag kräftig zu. Die Zahlen der beiden größten
deutschen Geldhäuser werden in den kommenden Wochen erwartet. Für
zusätzlichen Optimismus bei den Anlegern sorgten Äußerungen von
Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann. "Es sieht so aus, als ob der Boden
gefunden ist und die Menschen wieder beginnen, Vertrauen zu haben", sagte er
im ZDF. Auch die US-Großbank JP Morgan hatte in dieser Woche überraschend
starke Zahlen vorgelegt.
Dagegen kämpft die Investmentbank Merrill Lynch weiter mit Verlusten von fast fünf Mrd. Dollar. Das am Donnerstagabend vorgelegte Quartalsergebnis war deutlich schlechter als von Analysten erwartet. Bankchef John Thain sprach von einem schwierigen und enttäuschenden Vierteljahr. Nun sollen Beteiligungen etwa an der Finanznachrichtenagentur Bloomberg verkauft werden, um die von Abschreibungen über insgesamt 40 Mrd. Dollar ausgezehrte Kapitaldecke zu stärken. Auch Merrill hat als Reaktion auf die Finanzkrise bereits tausende Stellen abgebaut.