Bank Austria, Erste, Raiffeisen, Volksbank und Bawag springen ein: Die Constantia Privatbank erhält eine 400 Millionen Euro-Spritze.
Die fünf österreichischen Banken übernehmen 100 Prozent der Anteile an der Constantia Privatbank "zu einem symbolischen Betrag" sagte Erste-Group-Sprecher Michael Mauritz. Gleichzeitig schießen die Banken 400 Mio. Euro an Liquidität ein, für die der Staat haftet. Die Oesterreichische Nationalbank zahlt weitere 50 Mio. Euro. Mit dem Rettungspaket für die Constantia Privatbank wurde ein verwaltetes Kundenvermögen in Höhe von 10 Mrd. Euro aufgefangen.
Republik Österreich haftet
Die österreichischen Banken
UniCredit Bank Austria AG, Erste Group Bank AG, Raiffeisen Zentralbank
Österreich AG, Österreichische Volksbanken AG und BAWAG-P.S.K. AG stellen
die Liquidität mit sofortiger Wirkung zur Verfügung. Die Republik Österreich
hafte im Rahmen des derzeit als Regierungsvorlage vorliegenden und im
Parlament zu beschließenden Finanzmarktstabilitätsgesetzes, teilte Jürgen
Beilein, Sprecher des Vizekanzlers und Finanzministers Wilhelm Molterer,
mit.
10 Mrd Euro Kundenvermögen
Die Constantia Privatbank
verwaltet derzeit mit 260 Mitarbeitern und einer Bilanzsumme von rund 1,2
Mrd. Euro ein Kundenvermögen von rund 10 Mrd. Euro. Weiters fungiert sie für
mehr als 250 Investmentfonds als Depotbank. Sie weist eine
Solvabilitätsquote von 22,4 Prozent aus. Die Bank verfügt über anrechenbare
Eigenmittel von rund 172 Mio. Euro und ein Kernkapital von rund 104 Mio.
Euro.
Die Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA) und die OeNB hätten gestern, Donnerstag, Abend den Finanzminister und Spitzenvertreter der österreichischen Kreditwirtschaft über einen "drohenden Liquiditätsengpass" der Constantia Privatbank informiert, teilte das Finanzministerium mit.
"Zum Schutz der Sparer"
Im Sinne des von der
Bundesregierung beschlossenen Maßnahmenpaketes zur Stabilisierung des
Finanzmarktes seien führende österreichische Banken übereingekommen, das
Institut "zum Schutz der Sparer und Anleger zu übernehmen"
und mit entsprechender Liquidität auszustatten.
"Diese gemeinsame Initiative von Finanzministerium, FMA, OeNB und den führenden Banken illustriert die Stabilität des österreichischen Finanzmarkts. Sie ist getragen vom gemeinsamen Bewusstsein, dass kein Sparer zu Schaden kommen soll", hieß es aus dem Finanzministerium.
Vertrauensverlust und Probleme mit Immofinanz
Constantia sei
zuletzt verstärkt ins Gerede gekommen, "es gab einen massiven
Vertrauensverlust", erklärte Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny am
Freitag. Dahinter seien Probleme mit der Immoeast sowie der Immofinanz
gestanden, bestätigte Nowotny im Ö1-Mittagsjournal. Die Auffanglösung sei
vor allem deshalb notwendig gewesen, weil die Constantia als Depot-Bank rund
7 Mrd. Euro an Fonds-Vermögen verwaltet.
"Unser Hauptinteresse war für die ungefähr 300 Fonds, um die es hier geht, einen sicheren Hafen zu gewährleisten. Denn das ist der Bereich, der von Gesamtinteresse für den Finanzplatz Österreich ist." Die Schwierigkeiten der Constantia seien durch die Finanzkrise nicht ausgelöst worden, sie wurden dadurch aber verstärkt, erklärte der Gouverneur.
Kritik kommt von den Grünen
Wir sind der Meinung, dass
dieses Sicherungspaket nicht dazu da sein kann, eine Bank für Superreiche
mit diesen Garantien aufzufangen", meinte der Grüne-Wirtschaftssprecher
Werner Kogler am Freitag am Rande einer Pressekonferenz in Wien. Bei der
Constantia Privatbank handle es sich um "keine systemrelevante Bank".
"Wir sehen das überhaupt nicht ein", kritisierte Kogler die
angekündigte Staatshaftung.
Wäre eine Systemrelevanz gegeben, wäre das anders zu beurteilen. "Ja zur Gesamtsicherung, weil die Wirtschaft das braucht, aber unter möglicher Schonung des Steuergeldes." Die Grünen wollen sich den Fall "genau ansehen", so der Wirtschaftssprecher.
Foto: (c) APA