Pleite abgewendet

Constantia wird von 5 Banken übernommen

17.10.2008

Bank Austria, Erste, Raiffeisen, Volksbank und Bawag springen ein: Die Constantia Privatbank erhält eine 400 Millionen Euro-Spritze.

Zur Vollversion des Artikels
Zur Vollversion des Artikels

Die fünf österreichischen Banken übernehmen 100 Prozent der Anteile an der Constantia Privatbank "zu einem symbolischen Betrag" sagte Erste-Group-Sprecher Michael Mauritz. Gleichzeitig schießen die Banken 400 Mio. Euro an Liquidität ein, für die der Staat haftet. Die Oesterreichische Nationalbank zahlt weitere 50 Mio. Euro. Mit dem Rettungspaket für die Constantia Privatbank wurde ein verwaltetes Kundenvermögen in Höhe von 10 Mrd. Euro aufgefangen.

Republik Österreich haftet
Die österreichischen Banken UniCredit Bank Austria AG, Erste Group Bank AG, Raiffeisen Zentralbank Österreich AG, Österreichische Volksbanken AG und BAWAG-P.S.K. AG stellen die Liquidität mit sofortiger Wirkung zur Verfügung. Die Republik Österreich hafte im Rahmen des derzeit als Regierungsvorlage vorliegenden und im Parlament zu beschließenden Finanzmarktstabilitätsgesetzes, teilte Jürgen Beilein, Sprecher des Vizekanzlers und Finanzministers Wilhelm Molterer, mit.

10 Mrd Euro Kundenvermögen
Die Constantia Privatbank verwaltet derzeit mit 260 Mitarbeitern und einer Bilanzsumme von rund 1,2 Mrd. Euro ein Kundenvermögen von rund 10 Mrd. Euro. Weiters fungiert sie für mehr als 250 Investmentfonds als Depotbank. Sie weist eine Solvabilitätsquote von 22,4 Prozent aus. Die Bank verfügt über anrechenbare Eigenmittel von rund 172 Mio. Euro und ein Kernkapital von rund 104 Mio. Euro.

Die Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA) und die OeNB hätten gestern, Donnerstag, Abend den Finanzminister und Spitzenvertreter der österreichischen Kreditwirtschaft über einen "drohenden Liquiditätsengpass" der Constantia Privatbank informiert, teilte das Finanzministerium mit.

"Zum Schutz der Sparer"
Im Sinne des von der Bundesregierung beschlossenen Maßnahmenpaketes zur Stabilisierung des Finanzmarktes seien führende österreichische Banken übereingekommen, das Institut "zum Schutz der Sparer und Anleger zu übernehmen" und mit entsprechender Liquidität auszustatten.

"Diese gemeinsame Initiative von Finanzministerium, FMA, OeNB und den führenden Banken illustriert die Stabilität des österreichischen Finanzmarkts. Sie ist getragen vom gemeinsamen Bewusstsein, dass kein Sparer zu Schaden kommen soll", hieß es aus dem Finanzministerium.

Vertrauensverlust und Probleme mit Immofinanz
Constantia sei zuletzt verstärkt ins Gerede gekommen, "es gab einen massiven Vertrauensverlust", erklärte Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny am Freitag. Dahinter seien Probleme mit der Immoeast sowie der Immofinanz gestanden, bestätigte Nowotny im Ö1-Mittagsjournal. Die Auffanglösung sei vor allem deshalb notwendig gewesen, weil die Constantia als Depot-Bank rund 7 Mrd. Euro an Fonds-Vermögen verwaltet.

"Unser Hauptinteresse war für die ungefähr 300 Fonds, um die es hier geht, einen sicheren Hafen zu gewährleisten. Denn das ist der Bereich, der von Gesamtinteresse für den Finanzplatz Österreich ist." Die Schwierigkeiten der Constantia seien durch die Finanzkrise nicht ausgelöst worden, sie wurden dadurch aber verstärkt, erklärte der Gouverneur.

Kritik kommt von den Grünen
Wir sind der Meinung, dass dieses Sicherungspaket nicht dazu da sein kann, eine Bank für Superreiche mit diesen Garantien aufzufangen", meinte der Grüne-Wirtschaftssprecher Werner Kogler am Freitag am Rande einer Pressekonferenz in Wien. Bei der Constantia Privatbank handle es sich um "keine systemrelevante Bank". "Wir sehen das überhaupt nicht ein", kritisierte Kogler die angekündigte Staatshaftung.

Wäre eine Systemrelevanz gegeben, wäre das anders zu beurteilen. "Ja zur Gesamtsicherung, weil die Wirtschaft das braucht, aber unter möglicher Schonung des Steuergeldes." Die Grünen wollen sich den Fall "genau ansehen", so der Wirtschaftssprecher.

Foto: (c) APA

Zur Vollversion des Artikels