Die Mitarbeiter werfen der tschechischen Fluglinie vor, dass ihre Kritik totgeschwiegen wird.
Die Piloten der tschechischen staatlichen Fluglinie Czech Airlines (CSA - Ceske aerolinie a.s.) drohen mit Streik. Nach tschechischen Zeitungsberichten vom heutigen Freitag hat die Pilotenvereinigung CZALPA offiziell eine "zeitlich unbegrenzte Streikbereitschaft" bekundet. Begründet wird der Schritt mit den "Bemühungen des Managements, die Kritik seitens der Mitarbeiter totzuschweigen". Die Fluggesellschaft wirft CZALPA-Chef Filip Gaspar vor, interne Informationen in die Medien getragen zu haben.
Offenbar hängt der Vorwurf mit dem Zeitungsartikel vom vergangenen Montag im Blatt "Mlada fronta Dnes" zusammen, in dem über den unerwartet hohen Verlust von CSA im 1. Halbjahr und eine Krisen-Situation in der Firma berichtet wurde. Offiziell veröffentlichte CSA diese Informationen erst zwei Tage später.
Kein konkreter Termin für Streik
Gaspar zufolge gibt es
derzeit keinen konkreten Termin für einen möglichen Streik. Allerdings
könnte seine Entlassung Proteste auslösen, so Gaspar, der weiters hinzufügt:
"Falls die Geschäftsführung der Firma schaden wird, werden wir die Gründe
für einen möglichen Streik ausweiten." Am 9. September wird die
Pilotenvereinigung eine Generalversammlung abhalten, wo weitere Details
bekanntgegeben werden sollen. Auch das technische Personal der
Fluggesellschaft erwägt, einen Warnstreik durchzuführen.
Unterdessen schloss der stellvertretende Finanzminister Ivan Fuksa einen Konkurs der Airline nicht aus. "Die Privatisierung läuft weiter, aber es besteht die Frage, ob man wirklich ein gutes Angebot findet, das die Regierung akzeptieren würde, und ob man in einigen Wochen den neuen CSA-Besitzer kennen wird", sagte er gegenüber dem tschechischen Rundfunk. "Der neue Besitzer wird bestimmt selbst eine Restrukturierung durchführen. Eine zweite Variante besteht im Konkurs. Dann würde der Konkurs-Verwalter die Privatisierung durchführen", fügte Fuksa hinzu.
Schwere Krise
Die Drohung der Piloten trifft die Czech Airlines
mitten in einer schweren Krise und im Privatisierungsverfahren. Im ersten
Halbjahr betrug der Verlust der Fluglinie 1,8 Mrd. Kronen (71 Mio. Euro).
Bis zum Jahresende soll er bis auf 2 Mrd. Kronen steigen. Das Management
legte einen Sanierungsplan vor, der unter anderem die Kündigung von bis zu
860 Mitarbeitern von derzeit insgesamt 4.600 Mitarbeitern und Löhnekürzungen
vorsieht. Bei den Piloten sollen die Löhne um 30 Prozent gekürzt werden, bei
den anderen Mitarbeitern um 15 Prozent.
Von den ursprünglich vier Kaufinteressenten ist nur einer übrig geblieben - das Konsortium des tschechischen Tourismus-Mischkonzerns Unimex und der mehrheitlich isländischen Travel Service. Vergangene Woche zog sich KLM-Air France aus dem Verfahren zurück. Der künftige Eigentümer soll nach dem Zeitplan bis Ende September feststehen.