Millionen-Poker

Das steht in Grassers Geheimvertrag

09.04.2009

Das wird spannend: Nach seinem Urlaub will Karl-Heinz Grasser aus der Meinl-Firma aussteigen. Als Millionär – oder mit leeren Händen.

Zur Vollversion des Artikels
© APA/ Fohringer
Zur Vollversion des Artikels

Es ist das Top-Gesprächsthema dieser Tage in Finanzkreisen: Wie viel casht Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser für seinen geplanten Ausstieg aus der Meinl-Firma MPM? Ihm gehört ein Drittel der Anteile, der Rest ist im Besitz der Meinl Bank. Die Bandbreite einer möglichen Ablöse für Grasser liegt zwischen einem zweistelligen Millionenbetrag und schlichtweg null.

1,2 Mio. im Jahr
Fest steht: Selbst wenn Grasser für den Ausstieg bei der MPM nichts kriegt, hat er mit der Firma gut verdient und tut dies auch heuer noch. Die MPM hat einen Managementvertrag mit der MIP (Meinl International Power, jetzt PI), für den sie jährliche Gebühren kassiert. Für Grasser dürften hier nach Abzug der Kosten und des Anteils der Meinl Bank rund 1,2 Mio. im Jahr übrig bleiben. Die hat er im Vorjahr kassiert und wird sie wohl auch heuer kriegen.

Zwar haben bei der MIP im Vorjahr „Rebellen“ das Ruder übernommen, die Managementgebühren an die MPM werden aber nach wie vor bezahlt. Auch wenn in den nächsten Monaten alle Vermögenswerte der MIP (14 Energieprojekte) verkauft werden sollen, heißt das noch nicht per se, dass sich der Managementvertrag mit der MPM erübrigt.

Lange Laufzeit
„Der Vertrag hat eine Kündigungsfrist von sechs Jahren“, bestätigt Wolfgang Vilsmeier, Vorsitzender des neuen MIP-Boards . Heißt: Theoretisch könnten Grasser und die Meinl Bank sechs weitere Jahre Management-Gebühren beziehen. Wären für Grasser nach Adam Riese noch sechs Mal 1,2 Mio. – also 7,2 Mio. Euro. Allerdings ein rein hypothetischer Fall, da sich die Managementgebühren aus dem Wert der MIP berechnen. Wenn diese liquidiert ist, gibt es für die Berechnung der Gebühren keine Grundlage mehr.

"Von uns bekommt Grasser kein Geld"
Wolfgang Vilsmeier, Vorsitzender des neuen Boards der früheren MIP, über den Vertrag mit Grasser.

ÖSTERREICH: Herr Grasser hat seinen Ausstieg aus der MPM, der Managementgesellschaft der MIP, angekündigt. Haben Sie darüber mit ihm gesprochen?
Wolfgang Vilsmeier: Es hat Gespräche gegeben, aber fix war noch nichts. Ich war ziemlich erbost, aus der Zeitung zu erfahren, dass das jetzt definitiv ist. Das ist schlechter Stil.
ÖSTERREICH: Hat Grasser von Ihnen Geld für die Rückgabe seiner Firmenanteile zu erwarten?
Vilsmeier: Nein, von uns bekommt er kein Geld. Er kriegt nur die normalen Honorare für seine Managementtätigkeit.
ÖSTERREICH: Wie hoch sind die?
Vilsmeier: Die MIP hatte laut Verträgen jährliche Gebühren an MPM und Meinl Bank von 8 bis 9 Mio. Euro zu bezahlen. Ein Teil davon war für Grasser. Wie viel genau, ist Inhalt seines Vertrags mit Meinl.
ÖSTERREICH: Erübrigt sich mit der geplanten Auflösung der MIP der Managementvertrag mit der MPM und damit Grassers Job ?
Vilsmeier: Im Prinzip ja. Aber so einfach ist das nicht – der Vertrag hat eine Kündigungsfrist von unglaublichen 6 Jahren! Dadurch kommen diese Rechnungen zustande, dass bei weiteren 6 Jahren Laufzeit noch mal zig Millionen fällig wären ...
ÖSTERREICH: Aber wenn die Firma alle Projekte verkauft, gibt es keine Grundlage mehr für Gebühren.
Vilsmeier: Das ist richtig.
ÖSTERREICH: Werden Sie eine Ablöse für den Vertrag bezahlen?
Vilsmeier: Dafür sehe ich keine Grundlage.
ÖSTERREICH: Wie war Ihre Zusammenarbeit mit Grasser?
Vilsmeier: Die war in der Sache durchaus gut.
ÖSTERREICH: Werden alle 14 MIP-Projekte noch heuer verkauft ?
Vilsmeier: Ja, es gibt große Konzerne als Interessenten. Das passiert 2009; alle Mittel werden an die Anleger ausbezahlt.

Kein Geld für Firmenanteil?
Für eine Ablöse des Vertrags sieht Vilsmeier „keine Grundlage“. Von ihm bekomme Grasser definitiv kein Geld für den Ausstieg. Bleibt die Frage, ob er von der Meinl Bank etwas erhält. Diese hat ihre zwei Drittel an der MPM in der Bilanz 2008 aber bereits auf null abgeschrieben. Noch im letzten Jahr war die MPM mit 32 Mio. Euro bewertet worden – Grassers Drittel wäre dann knapp 11 Mio. wert gewesen ...

... aber auch nur theoretisch, da der Vertrag mit Meinl eine zeitliche Abstufung hat. Erst 2013 hätte Grasser Anspruch auf ein volles Drittel an der Firma gehabt.

Erst nach seinem Osterurlaub auf den Malediven wird Grasser mit Meinl die Details seines Ausstiegs verhandeln.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel