Das Bruttoinlandsprodkt sank um 3,8 Prozent - stärkster Rückgang seit 1970.
Deutschland steckt nach einem beispiellosen Absturz der Exporte in der tiefsten und längsten Rezession der Nachkriegszeit. Die Wirtschaftsleistung brach von Jänner bis März mit 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorquartal weit stärker ein als erwartet. Damit leidet der Exportweltmeister mehr als andere große Euro-Länder unter dem globalen Abschwung. Regierung und Experten rechnen aber noch in diesem Jahr mit einer Stabilisierung. "Das Schlimmste liegt hinter uns", sagte der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Norbert Walter.
Unvergleichbares Minus
Ein größeres Minus hat es nach Angaben des
Statistischen Bundesamtes vom Freitag seit Einführung der Quartalsvergleiche
1970 noch nicht gegeben. Experten hatten lediglich mit einem Minus von drei
Prozent gerechnet. Ohne Beispiel ist auch die Serie von vier Minus-Quartalen
in Folge: Im Frühjahr und Sommer 2008 ging es um jeweils 0,5 Prozent nach
unten, ehe der Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers die
Finanzkrise zuspitzte und zu einem Minus von 2,2 Prozent führte.
Negativrekord
Grund für die verschärfte Rezession ist der Kollaps
des Welthandels. "Der Einbruch ist Folge deutlich gesunkener Exporte", sagte
ein Statistiker. In den ersten drei Monaten verkauften die Unternehmen 20,9
Prozent weniger ins Ausland als vor einem Jahr. Auch das ist ein
Negativrekord. Besonders Auto- und Maschinenbauer macht die Absatzflaute zu
schaffen.
Keine Investitionen
Wegen der ungewissen Aussichten legten viele
Firmen geplante Investitionen auf Eis: Die Ausgaben fielen "erheblich
niedriger" aus. "Einzig die privaten und staatlichen Konsumausgaben
verzeichneten einen leichten Anstieg", hieß es. Dazu dürfte die staatliche
Verschrottungsprämie für Altautos von 2.500 Euro beigetragen haben, die den
Neuwagenkauf kräftig angekurbelt hat. Details nennt das Bundesamt am 26. Mai.
Wegen ihrer starken Exportabhängigkeit leidet Europas größte Volkswirtschaft weit stärker unter der Wirtschaftskrise als seine Nachbarn. In Frankreich sank das Bruttoinlandsprodukt um 1,2 Prozent, in Italien um 2,4 Prozent und im Euro-Raum insgesamt um 2,5 Prozent.
Schadensbegrenzung
Die deutsche Bundesregierung und die führenden
Wirtschaftsinstitute rechnen für 2009 mit einem Konjunktureinbruch von sechs
Prozent. Das wäre der stärkste Rückgang seit Gründung der Bundesrepublik. Um
den Absturz zu begrenzen, hat die Bundesregierung Konjunkturpakete in Höhe
von rund 80 Mrd. Euro verabschiedet. Die Rezession schlägt mit Wucht auch
auf die Staatsfinanzen durch. Bund, Länder und Gemeinden müssen sich der
amtlichen Schätzung zufolge bis Ende 2012 auf Steuerausfälle in Höhe von
316,3 Mrd. Euro einstellen.