Ausstand
Deutscher Bahn-Streik beendet-ÖBB kaum betroffen
11.10.2007
Viele Pendler wichen auf die Straße aus und sorgten für ein Verkehrschaos. Es kam aber nur zu vier Ausfällen von Zügen der ÖBB.
Der Streik eines Großteils der Lokführer der Deutschen Bahn hat heute für ein großes Chaos im deutschen Nahverkehr gesorgt. Etwa jeder zweite Regionalzug und jede zweite S-Bahn stehe still, teilte die Deutsche Bahn AG mit. Der Fern- und Güterverkehr wurde nicht bestreikt, wodurch die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) auf den Langstrecken kaum vom Streik betroffen waren. Auswirkungen gab es nur im grenzüberschreitenden Nahverkehr. Alle Züge aus Österreich nach Deutschland fahren, teilten heute die ÖBB mit.
Einige Züge verkürzt
Konkret bedeutete das heute: Die
Salzburger S-Bahn, die normalerweise bis zur deutschen Stadt Berchtesgaden
fährt, endete an der Grenze in Freilassing. Die grenzüberschreitenden
Nahverkehrszüge im Salzburger Raum fuhren bis zu den Grenzbahnhöfen
(Landshut, Rosenheim). Die aus Deutschland kommenden Nahverkehrszüge
Landshut-Mühldorf-Salzburg verkehrten im 2-Stunden Takt, die Verbindung
Garmisch-Patenkirchen-Reutte wurde im 2- bis 3-Stunden Takt bedient.
Auf der Strecke München-Salzburg verkehrte im Nahverkehr ungefähr jeder zweite Zug. Salzburg-München ist aber gleichzeitig eine Fernverkehrsstrecke, hier waren die ÖBB planmäßig unterwegs. Auf der Verbindung Innsbruck-München verkehrten nur einzelne Züge. Auch auf der Verbindung Innsbruck-Kufstein-Rosenheim kam es zu einzelnen Ausfällen, wobei auf dieser Strecke aber der Großteil der Züge mit österreichischen Lokführern betrieben wird und es daher kaum Beeinträchtigungen gab.
Insgesamt gab es heute sechs Ausfälle: vier auf der Strecke Seefeld-Garmisch, zwei auf der Route Kufstein-Rosenheim.
Nächster Ernstfall steht vor der Tür
Und der nächste
Ernstfall steht schon vor der Tür: Mittwoch kommender Woche könnten die
Lokführer wieder unplanmäßig aus dem Führerhaus steigen, so die deutsche
Gewerkschaft der Lokführer (GDL) am Freitag. Die GDL streikt heute seit 2.00
Uhr Früh, das Ende des Ausstandes ist für heute 24.00 Uhr geplant. Der
Streiktag könnte nach Schätzung des Deutschen Instituts für
Wirtschaftsforschung (DIW) der Bahn einen Schaden von rund 7 Mio. Euro
zufügen, der Volkswirtschaft sogar bis zu 25 Millionen Euro.
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Obwohl sich viele Menschen auf den ersten ganztägigen Streik im Nah- und Regionalverkehr der Deutschen Bahn eingestellt haben, ist der Weg zur Arbeit häufig ein Hindernislauf, der manchmal gar nicht zu bewältigen ist. Ein großer Teil der Pendler wich deshalb heute auf die Straße aus. In der Millionenstadt Hamburg, wo die S-Bahn wie in Berlin von der Deutsche Bahn AG betrieben wird, geht am Morgen auf den Straßen zeitweise nichts mehr.
200 Kilometer Stau in Nordrhein-Westfalen
In Nordrhein-Westfalen
meldet die Verkehrswacht insgesamt 200 Kilometer Staus auf den Straßen.
Viele Pendler wollen offenbar auch nicht die vom Streik ausgenommenen
Fernzüge benutzen. Eine Reisende berichtet, die ICEs seien nicht
außergewöhnlich voll gewesen, sie sei von Köln problemlos nach Düsseldorf
gekommen.
Auch in Berlin meideten Frühaufsteher die Bahn. Ob der kaum besetzten Waggons der normalerweise überfüllten S-Bahn-Linie 1 reibt sich mancher Fahrgast verwundert den Schlaf aus den Augen: "Kann das nicht jeden Morgen so sein?" fragt ein Pendler aus Reinickendorf. In der Hauptstadt bleibt trotz dichteren Verkehrs das Chaos auf den Straßen aus.
Unbürokratische Reaktionen der Bahn - Hilfe für Reisende
Die
Bahn versucht, die Streikfolgen so gering wie möglich zu halten. Als der
Regionalexpress von Mannheim nach Frankfurt ausfiel, erhielten Reisende
unbürokratisch die Erlaubnis, im nächsten ICE mitzufahren. In Frankfurt
reichen Bahnmitarbeiter den Pendlern kleine Wasser- und
Orangensaft-Packungen.
Der Streik der GDL sorgt auch für Unmut innerhalb der Bahn-Gewerkschaften (GDL, Transnet und GDBA). Norbert Hansen, der Vorsitzende der Transnet, kritisierte die Arbeitsniederlegungen scharf. "Das ist ein völlig überflüssiger Streik." Am 9. Juli gab es eine Einigung zwischen Bahn, Transnet und GDBA. Demnach bekommen die 134.000 Beschäftigten 4,5 Prozent mehr Geld und eine Einmalzahlung von 600 Euro. Dagegen erwartet die GDL einen eigenständigen Tarifvertrag für die Lokführer und bis zu 31 Prozent mehr Geld.