Die Nutzfahrzeug-Konjunktur boomt schon seit mehreren Jahren. In der Branche wird immer wieder über eine bevorstehende Fusionswelle spekuliert.
Experten hatten diese allerdings erst erwartet, wenn die aktuell noch hohe Nachfrage nachläßt. Den ersten Schritt unternimmt nun der MAN-Konzern, der seinen schwedischen Wettbewerber Scania übernehmen will. Allerdings haben sowohl Scania als auch der Großaktionär Investor der schwedischen Industriellenfamilie Wallenberg das Offert abgelehnt. Es folgt ein Überblick über die wichtigsten Lkw-Hersteller in Europa in Stichworten:
Scania
Der schwedische Konzern gilt wegen seiner hohen Profitabilität als Perle unter den Lkw-Bauern. Immer wieder wurde über Übernahmeversuche spekuliert. Bisher hat Hauptaktionär Volkswagen einen Verkauf seines 34-Prozent-Pakets abgelehnt. Nach Marktanteilen ist Scania bei schweren Lkw - dem Hauptgeschäft des Konzerns - derzeit die Nummer fünf in Europa. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen bei einem Umsatz von umgerechnet knapp sieben Mrd. Euro eine operative Rendite von fast elf Prozent erzielt.
MAN
Der Münchner Konzern hat sich nach dem Verkauf seiner Druckmaschinensparte MAN Roland ganz auf das Geschäft mit Nutzfahrzeugen, Antrieben und Energie konzentriert. Drei Viertel des Umsatzes entfallen nun auf das Geschäft mit Lkw, Bussen und Transportern. MAN-Chef Hakan Samuelsson, einst selbst im Top-Management von Scania, hatte jüngst erkennen lassen, dass sich die Nummer drei in Westeuropa hinter DaimlerChrysler und Volvo/Renault finanziell in der Lage sieht, einen größeren Zukauf zu tätigen. 2005 erwirtschaftete MAN mit Nutzfahrzeugen 9,4 Mrd. Euro Umsatz und einen operativen Gewinn (Ebit) von 469 Mio. Euro. Eine geplante Kooperation mit Scania für den Bau von Achsen war zuletzt geplatzt.
Volvo/Renault
Volvo ist zusammen mit dem 2001 übernommenen Lkw-Geschäft von Renault Marktführer in Europa. Der französische Renault-Konzern ist seit damals Großaktionär bei den Schweden. Weltweit ist Volvo die Nummer zwei der größten Lkw-Hersteller, der Umsatz betrug 2005 rund 25 Mrd. Euro. Spekulationen über eine mögliche Übernahme durch einen Wettbewerber hatten die Aktien von Volvo im August zeitweise in die Höhe getrieben, die deutschen Hersteller MAN und DaimlerChrysler hatten damals aber abgewunken.
DaimlerChrysler
Der Stuttgarter Autokonzern ist der mit Abstand größte Lkw-Hersteller der Welt und stärker als viele Wettbewerber global aufgestellt. Zur Nutzfahrzeugsparte gehört auch der US-Marktführer Freightliner. Durch die international starke Marktposition wären große Übernahmen für DaimlerChrysler in vielen Bereichen mit kartellrechtlichen Problemen verbunden. Die Nutzfahrzeug-Sparte einschließlich des großen Geschäfts mit Transportern und Bussen erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 40,6 Mrd. Euro, mit Lkw alleine setzte Daimler 30,37 Mrd. Euro um.
DAF
Die Nummer drei unter den Herstellern von schweren Lkw in Europa hat zuletzt ihren Marktanteil deutlich ausgeweitet. Anfang der 90er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts war der niederländische Hersteller fast zusammengebrochen, nachdem der Lkw-Markt vor allem auf dem wichtigen Absatzmarkt Großbritannien abgerutscht war. 1996 übernahm der US-Konzern Paccar, einer der führenden Lkw-Hersteller in Nordamerika, das Unternehmen. Das Geschäft von DAF wird dominiert von schweren Lkw, jedoch stellt das Unternehmen auch kleinere Lastwagen her. Zuletzt baute DAF seinen Marktanteil bei Schwerlastern in Westeuropa deutlich aus.
Iveco
Der Nutzfahrzeughersteller des Fiat-Konzerns ist der kleinste unter den Anbietern von schweren Lkw in Europa und galt daher in dem umkämpften Markt in der Vergangenheit immer wieder als Fusionskandidat. Fiat sieht Iveco aber als Kerngeschäft an und baut die Sparte derzeit mit Partnerschaften in Russland und China aus. Das Unternehmen stellt auch leichte Lkw, Transporter und Busse her, Hauptabsatzmarkt ist Westeuropa. Im Jahr 2005 erzielte Iveco bei 9,5 Mrd. Euro Umsatz einen operativen Gewinn von 415 Mio. Euro.