Die Verflechtungen in Osteuropa werden immer dramatischer beurteilt.
Praktisch die versammelte deutsche Presse fällt gerade über Österreich her. Ob FAZ, Financial Times Deutschland oder der Spiegel – sie alle drängen Österreich an den Rand des Staatsbankrotts. Angesichts dieses breiten Angriffs hat sogar der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank, Ewald Nowotny, auf die deutschen Medienberichte reagiert: Die Bonität des österreichischen Staates und der heimischen Banken „steht außer Frage“, betonte der Notenbanker umgehend.
Revanchefoul?
Möglicherweise handelt es sich um ein Revanchefoul,
sagen Medienexperten. Schließlich wurde Österreich den Deutschen noch bis
vor kurzem ständig (vor allem aber nicht immer passend) als
Wirtschafts-Superstar vorgeführt. Komplett falsch liegen die deutschen
Medien aber natürlich nicht. Denn an den internationalen Finanzmärkten
schrillen tatsächlich längst die Alarmglocken: Die Bonität der Republik
Österreich wurde zuletzt immer mehr in Frage gestellt.
Ost-Turbulenzen
Das bekannte Problem: Österreichische Banken
haben rund 220 Milliarden Euro an Krediten in Zentral- und Osteuropa
ausständig. Bei gröberen Ausfällen im Sog der Wirtschaftskrise könnte das
enorme staatliche Hilfsgelder an Erste Bank, Raiffeisen und Bank Austria
notwendig machen. Gehen Ost-Staaten bankrott, wird es noch teurer. Gleich
die ganze Republik Österreich könnte so an den Rand der Zahlungsunfähigkeit
getrieben werden, so die Befürchtungen.
Selbst für das renommierte Wall Street Journal war das enorme Ost-Engagement und die damit verbundenen Gefahren schon vor Wochen Grund genug, um die österreichischen Banken samt ihrer Probleme prominent auf die Titelseite zu rücken.
Wie Griechenland
Aktueller Anlassfall für die Berichte von FAZ
und Financial Times Deutschland sind die Prämien für
Kreditausfallsversicherungen auf europäische Staaten (Credit Default Swaps,
CDS). In Europa werden dabei neben Griechenland nur noch Irland und Island
als riskanter als Österreich eingestuft.
Im Falle Österreichs lag die Prämie Ende der Vorwoche bei 261,1 Basispunkten – will ein Investor österreichische Schuldtitel versichern, zahlte er dafür also 26.100 Euro pro Jahr. Zum Vergleich: für italienische Schuldtitel lag die Prämie nur bei 192,5 Punkten.
Experten beruhigen
Finanzmarkt-Experten weisen aber darauf hin,
dass die CDS-Prämien nicht ausschließlich das Risiko einer Staatspleite
abbilden, sondern auch andere Faktoren beinhalten. Auf dem Kassamarkt für
Staatsanleihen wird die Situation von den Investoren auch weniger dramatisch
eingestuft. Hier liegt Österreich noch immer besser als Griechenland oder
Italien.