EADS hat mit seinem US-Partnerunternehmen Northrop Grumman den Zuschlag für einen milliardenschweren Auftrag der US-Luftwaffe erhalten.
Der europäische Rüstungs-und Raumfahrtkonzern EADS setzte sich damit gegen den Flugzeughersteller Boeing durch, der als US-Unternehmen die Favoritenrolle innehatte. Der Auftrag mit einem Volumen von 35 Milliarden Dollar (23 Milliarden Euro) umfasst die Lieferung von 179 Tankflugzeugen. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach von einem "Riesenerfolg", auch der französische Präsident Nicolas Sarkozy gratulierte EADS.
"Fabelhafter Sieg"
EADS-Chef Louis Gallois bezeichnete
den Milliarden-Auftrag der US-Armee als einen "fabelhaften Sieg" über den
Konkurrenten Boeing. "Wir sind sehr stolz, auf dem amerikanischen Markt über
Boeing gesiegt zu haben", sagte Gallois dem französischen Sender France Info
am Samstag. "Wir werden in Alabama eine Montagelinie aufbauen. Dort werden
die Flugzeuge aus Teilen zusammengebaut, die zum Teil in Europa hergestellt
werden", fügte er hinzu. Auf diese Weise sollen sowohl in den USA als auch
in Europa Arbeitsplätze geschaffen werden. "Eine Größenordnung können wir
noch nicht angeben", sagte Gallois.
Der Zuschlag verleihe EADS einen "bedeutenden Schub", sagte Richard Aboulafia von der Luftfahrt-Beratungsfirma Teal Group. Er sei der höchstdotierte, den ein europäisches Unternehmen je vom US-Verteidigungsministerium erhielt. Innerhalb von 30 Jahren will die US-Armee mit insgesamt mehr als 100 Milliarden Dollar ihre teilweise 40 Jahre alte Tankflugzeug-Flotte modernisieren.
Berlin und Paris jubeln
Merkel wertete den Beschluss als
"Riesenerfolg für Airbus und die europäische Luftfahrtindustrie". Dass EADS
den Zuschlag erhalten habe, sei "nicht nur ein Beleg für die technologische
Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit von Airbus", sondern "zugleich ein
Zeichen für die gute und vertrauensvolle sicherheitspolitische
Zusammenarbeit mit den USA", fügte die Kanzlerin hinzu. Sarkozy telefonierte
mit Gallois, um ihm zu dem Erfolg zu gratulieren. Dem EADS-Konzern sei es
auf einem der "schwierigsten und anspruchsvollsten" Märkte gelungen, an alte
Erfolge anzuknüpfen, dies sei ein "historischer Erfolg", erklärte Sarkozy.
Dem Airbus-Mutterkonzern gelang durch die Entscheidung des Pentagon überraschend der Einstieg in den US-Rüstungsmarkt. Das Unternehmen war eigens für die Ausschreibung eine Partnerschaft mit Northrop Grumman eingegangen, da das Verteidigungsministerium den Auftrag nur an Firmen vergeben wollte, die ihre Flugzeuge in den USA bauen.
Die Entscheidung für EADS sei nicht nur die richtige für das US-Militär, sondern auch "eine großartige Nachricht" für Alabama, sagte US-Senator Richard Shelby. EADS hatte angekündigt, im Falle des Zuschlags 600 Millionen Dollar in den südlichen US-Bundesstaat zu investieren und dort Arbeitsplätze zu schaffen. Shelby erhofft sich insgesamt 5000 neue Jobs in Alabama, 1800 davon in der Küstenstadt Mobile, wo die Tankjets montiert werden sollen.
Boeing "enttäuscht"
Das US-Unternehmen Boeing,
das als Flugzeugbauer der bisherigen KC-135 Stratotanker-Flugzeuge von
Analysten als Favorit für die Auftragsvergabe gehandelt worden war, zeigte
sich enttäuscht. Sprecher William Barsdale sagte, der Konzern werde das
Pentagon um eine Nachbesprechung bitten. Er deutete einen möglichen Protest
gegen die Entscheidung ein. "Sobald wir die Details hinter der
Auftragsvergabe überprüft haben, werden wir eine Entscheidung über etwaige
Möglichkeiten treffen", sagte Barsdale.