Falsch gerechnet

EADS-Milliardenauftrag mit US-Luftwaffe wackelt

18.06.2008

Der Milliardenauftrag der US-Luftwaffe an den europäischen Luftfahrtkonzern EADS zur Modernisierung ihrer Tankflugzeug-Flotte wackelt.

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Der Rechnungshof des US-Kongresses (Government Accountability Office, GAO) gab am Mittwoch der Beschwerde des EADS-Konkurrenten Boeing gegen die Auftragsvergabe statt und empfahl der Luftwaffe eine Überprüfung ihrer Entscheidung binnen 60 Tagen. In ihrer Untersuchung kamen die Rechnungsprüfer zu dem Schluss, dass dem Pentagon im Vergabeverfahren "eine Anzahl signifikanter Fehler" unterlaufen sei. Die Experten hielten es für möglich, dass der Zuschlag zugunsten von EADS nur aufgrund dieser Fehler gefallen sei und deshalb revidiert werden müsse.

Flugzeuge um 35 Mrd. Dollar
Die US-Luftwaffe hatte EADS mit dem US-Partner Northrop Grumman Anfang März den Zuschlag für die Lieferung von 179 Tankflugzeugen des Typs KC-45A gegeben. Der Wert des Auftrags liegt bei rund 35 Milliarden Dollar (22,5 Milliarden Euro). Die Vergabe an die Europäer mitten im US-Präsidentschaftswahlkampf hatte teils massive Proteste in den Vereinigten Staaten hervorgerufen. Boeing hatte in seinem Einspruch an den Kongress-Rechnungshof geltend gemacht, bei dem Zuschlag für den europäischen Anbieter seien der Luftwaffe zahlreiche Verfahrensfehler unterlaufen. Der Gesamtwert des Auftrages summiert sich über die volle Betriebsdauer auf über 100 Milliarden Dollar.

"Überzeugt, dass KC45 beste Maschine ist"
KEADS-Chef Louis Gallois hat sich indes optimistisch über die Aussichten für den milliardenschweren US-Tankflugzeugauftrag geäußert. "Trotz unserer Enttäuschung müssen wir feststellen, dass die Ankündigung des Rechnungshofes nur den Auswahlprozess bewertet und nicht den Wert unseres Angebots", sagte Gallois am Abend der Deutschen Presse-Agentur dpa in Paris. "Wir unterstützen unseren Partner Northrop Grumman und bleiben überzeugt, dass der KC45 die beste Maschine ist, die besonderen Anforderungen der Einsätze der US-Luftwaffe zu erfüllen." Das habe das Flugzeug bei den vergangenen vier Ausschreibungen bewiesen. Unter anderem in Saudi-Arabien und Großbritannien hatte EADS gegen Boeing Ausschreibungen gewonnen.

Einwände von Boeing
Die Rechnungsprüfer gaben den Einwänden von Boeing in mehreren Punkten Recht. Sie empfahlen der Luftwaffe, "die Verhandlungen mit den Anbietern neu aufzunehmen", wie es in der Erklärung heißt. "Wir empfehlen außerdem, dass die Luftwaffe, falls letztlich das Angebot von Boeing den Zuschlag erhält, den Vertrag mit Northrop Grumman kündigt." Das GAO gab der Luftwaffe 60 Tage Zeit, auf die Einwände zu reagieren.

Im Einzelnen kritisierten die GAO-Experten unter anderem, dass die Luftwaffe die Vorzüge des Angebots von Boeing nicht voll berücksichtigt habe. Die Luftwaffe habe dabei "nicht in Übereinstimmung mit den Entscheidungskriterien in ihrer Ausschreibung" des Auftrags gehandelt.

Berechnungsfehler der US-Luftwaffe
Die Rechnungsprüfer bemängelten außerdem Berechnungsfehler der US-Luftwaffe zu Betriebskosten und Haltbarkeit der Flugzeuge. Die Militärs seien dabei zu "unvernünftigen Ergebnissen" gelangt, heißt es in der Erklärung. Wenn diese Fehler in den Schätzungen bereinigt würden, "ersetzt Boeing die Firma Northrop Grumman als derjenige Anbieter mit den niedrigsten Kosten bei der erwarteten Lebensdauer" der Flugzeuge, heißt es in dem Statement weiter.

Entscheidung nicht bindend
Die Entscheidung des Rechnungshofes ist nicht absolut bindend. Die Luftwaffe steht nun aber unter hohem öffentlichen Erwartungsdruck, die Vergabe erneut zu überprüfen. Ende Februar hatte die US-Luftwaffe hatte den Zuschlag für die Lieferung von 179 neuen Tankflugzeugen im Wert von rund 40 Milliarden Dollar überraschend nicht dem bisherigen Lieferanten Boeing erteilt.

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