Der im Bawag-Prozess nicht rechtskräftig zu neuneinhalb Jahren Haft verurteilte, frühere BAWAG-Generaldirektor Helmut Elsner erhebt Vorwürfe gegen die Justiz.
Im Interview mit der Montag erscheinenden Ausgabe des Nachrichtenmagazins "profil" sagte er, im Prozess seien Zusammenhänge bekanntgeworden, die ihn von einer "Verschwörung gegen meine Person" überzeugt hätten. Der "mediale Druck und die Vorverurteilung" seien "einfach zu groß" gewesen: "Man wollte mich hängen sehen."
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"Erschüttert" über Strafhöhe
"Die
Strafhöhe hat mich erschüttert", sagte Elsner weiter. "Neuneinhalb
Jahre im Gefängnis zu bleiben, weil ein anderer Geld verspekuliert hat,
halte ich für völlig überzogen. Neuneinhalb Jahre bedeuten für mich
wahrscheinlich lebenslänglich. Und der, der das Schlamassel verursacht hat,
soll ein paar Monate hinter Gitter und darf ungestört nach Hause fahren."
Elsner bezog sich damit wohl auf einen der acht im BAWAG-Prozess
Mitangeklagten, den Investmentbanker Wolfgang Flöttl. Dieser wurde am
Freitag wegen Beihilfe zur Untreue - ebenfalls nicht rechtskräftig - zu
zweieinhalb Jahren Haft (10 Monate davon unbedingt) verurteilt.
"Uns fehlte Know How"
Auf die verlustreichen
Karibik-Geschäfte der BAWAG angesprochen räumte Elsner ein, dass weder er
noch seine Kollegen "wirklich durchschaut haben, was Flöttl mit dem
Geld macht", weil es dazu an "Know How fehlte". Weiter sagte
Elsner im Zusammenhang mit der internationalen Finanzmarktkrise: "Bankverluste
wurden im letzten Jahr fast täglich gemeldet. Kein Bankmanager sitzt in
Haft, gegen keinen läuft eine Anklage, obwohl man das Problem, das die
Subprime-Krise auslöst, mit Hausverstand einfach hätte erkennen können."