Volle Berufung hat Elsner-Anwalt Wolfgang Schubert gestern gegen die verhängte Strafe über Elsner angemeldet. Ihm droht die Pleite.
Er hatte eine Traumvilla in Südfrankreich, ein Penthouse in der Wiener Ciy und Millionen auf dem Konto. Nun steht Helmut Elsner vor dem existenziellen Aus. Seine Pensionsabfindung von fast sieben Millionen Euro muss er zurückzahlen, 76 Millionen Euro soll er Schadenersatz leisten – und das alles von seiner Zelle aus. Der ehemalige Bankdirektor steht somit vor der totalen Pleite.
Lesen Sie hier alle neun verhängten Urteile
Bescheiden
Sein Luxusleben hatte Elsner noch bis Anfang 2007
geführt. An nichts hatte es ihm gemangelt, jeden materiellen Wunsch konnte
er sich erfüllen. Heute muss er froh sein, wenn er seine Haftjahre in der
Sonderkrankenanstalt Wilhelmshöhe absitzen darf. Sein altes Leben wird er
nie wieder zurückgewinnen. Er hat hoch gepokert und alles verloren.
Keine Verlegung
Vorerst dürfte Elsner im Landesgerichtlichen
Gefangenenhaus Wien in Untersuchungshaft bleiben. Seit Februar 2007 ist er
dort im Spitalstrakt des Gefängnisses untergebracht. Anwalt Wolfgang
Schubert plant derzeit keinen Antrag auf Verlegung seines Mandanten, wie er
gegenüber der APA erklärte. Bisher war vorgesehen, Elsner so lange in der
Justizanstalt Josefstadt zu belassen, bis das Urteil rechtskräftig wird.
Danach könnte Elsner in die Sonderkrankenanstalt Wilhelmshöhe überstellt
werden.
Entscheidung
Anwalt Schubert hofft allerdings, dass der
Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Straßburg in Kürze eine
Entscheidung über die U-Haft seines Mandanten fällt. Sollte Elsner vor dem
EGMR recht bekommen, müsste er sofort freigelassen werden.
Leser Sie hier das Interview mit seiner Frau
Beschwerde eingelegt
Elsner hatte bereits im Oktober 2006, als
er in Frankreich noch auf seine Auslieferung nach Österreich gewartet hatte,
angekündigt, er wolle den EGMR einschalten. Anwalt Schubert hatte sich beim
Unabhängigen Verwaltungssenat Wien wegen „Indiskretionen der
österreichischen Justizverwaltung“ beschwert und eine Beschwerde „wegen
Verletzung des fair trial und der Unschuldsvermutung“ eingebracht.
Penthouse weg?
Ehefrau Ruth Elsner muss jetzt sogar um das
Penthouse im noblen ersten Wiener Bezirk zittern: Im Zivilverfahren gegen
die Ehefrau Elsner will die Bawag nicht locker lassen. Die Bank fordert das
schmucke Domizil zurück. Auch ermittelt die Staatsanwaltschaft weiter gegen
Elsner.
Herbergssuche
Sobald das Urteil rechtskräftig ist, muss
möglichst rasch eine neue Bleibe für den Ex-Bawag-Boss gesucht werden.
Elsner könnte etwa im Herzen des Wienerwalds – in der Sonderkrankenanstalt
Wilhelmshöhe untergebracht werden. Das wäre für den ehemaligen Bankdirektor
sicher die angenehmste Lösung, um seine Haft abzusitzen.
Zelle
Denn seitdem Elsner im Februar 2007 nach Wien überstellt
wurde, ist der 73-jährige U-Häftling im Spitalstrakt der Justizanstalt
Josefstadt untergebracht. Als der herzkranke Ex-Bawag-Boss damals aus
Frankreich in die Wiener Justizanstalt geflogen wurde, bescheinigte ihm der
Kardiologe Leopold Günter Steurer Transportfähigkeit. Elsner zeigte eben
diesen Sachverständigen später wegen Körperverletzung an. Dennoch wurde
Steurer dem Ex-Bawag-Boss während des Prozesses zur Seite gestellt, kümmerte
sich um die medizinische Betreuung des Hauptangeklagten.
Kranke Häftlinge
Die Sonderkrankenanstalt Wilhelmshöhe,
eine Außenstelle der Justizanstalt Josefstadt, ist zwar auf die Heilung von
lungenkranken Häftlingen spezialisiert, aber vor allem ältere, kränkliche
Gefängnisinsassen werden im Jugendstilbau nahe Pressbaum untergebracht.
1995 noch wollte der Ex-Bawag-Boss die viertgrößte Bank Österreichs an die Spitze bringen. Dafür boxte er im Aufsichtsrat die Wiederaufnahme der Karibikgeschäfte mit Flöttl durch. Das Unglück nahm seinen Lauf. Und brachte Elsner um alles, was er besessen hatte.