ÖSTERREICH

Elsner verliert alles

04.07.2008

Volle Berufung hat Elsner-Anwalt Wolfgang Schubert gestern gegen die verhängte Strafe über ­Elsner angemeldet. Ihm droht die Pleite.

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© Niesner
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Er hatte eine Traumvilla in Südfrankreich, ein Penthouse in der Wiener Ciy und Millionen auf dem Konto. Nun steht Helmut Elsner vor dem existenziellen Aus. Seine Pensionsabfindung von fast sieben Millionen Euro muss er zurückzahlen, 76 Millionen Euro soll er Schadenersatz leisten – und das alles von seiner Zelle aus. Der ehemalige Bankdirektor steht somit vor der totalen Pleite.

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Bescheiden
Sein Luxusleben hatte Elsner noch bis Anfang 2007 geführt. An nichts hatte es ihm gemangelt, jeden materiellen Wunsch konnte er sich erfüllen. Heute muss er froh sein, wenn er seine Haftjahre in der Sonderkrankenanstalt Wilhelmshöhe absitzen darf. Sein altes Leben wird er nie wieder zurückgewinnen. Er hat hoch gepokert und alles verloren.

Keine Verlegung
Vorerst dürfte Elsner im Landesgerichtlichen Gefangenenhaus Wien in Untersuchungshaft bleiben. Seit Februar 2007 ist er dort im Spitalstrakt des Gefängnisses untergebracht. Anwalt Wolfgang Schubert plant derzeit keinen Antrag auf Verlegung seines Mandanten, wie er gegenüber der APA erklärte. Bisher war vorgesehen, Elsner so lange in der Justizanstalt Josefstadt zu belassen, bis das Urteil rechtskräftig wird. Danach könnte Elsner in die Sonderkrankenanstalt Wilhelmshöhe überstellt werden.

Entscheidung
Anwalt Schubert hofft allerdings, dass der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Straßburg in Kürze eine Entscheidung über die U-Haft seines Mandanten fällt. Sollte Elsner vor dem EGMR recht bekommen, müsste er sofort freigelassen werden.

Leser Sie hier das Interview mit seiner Frau

Beschwerde eingelegt
Elsner hatte bereits im Oktober 2006, als er in Frankreich noch auf seine Auslieferung nach Österreich gewartet hatte, angekündigt, er wolle den EGMR einschalten. Anwalt Schubert hatte sich beim Unabhängigen Verwaltungssenat Wien wegen „Indiskretionen der österreichischen Justizverwaltung“ beschwert und eine Beschwerde „wegen Verletzung des fair trial und der Unschuldsvermutung“ eingebracht.

Penthouse weg?
Ehefrau Ruth Elsner muss jetzt sogar um das Penthouse im noblen ersten Wiener Bezirk zittern: Im Zivilverfahren gegen die Ehefrau Elsner will die Bawag nicht locker lassen. Die Bank fordert das schmucke Domizil zurück. Auch ermittelt die Staatsanwaltschaft weiter gegen Elsner.

Herbergssuche
Sobald das Urteil rechtskräftig ist, muss möglichst rasch eine neue Bleibe für den Ex-Bawag-Boss gesucht werden. Elsner könnte etwa im Herzen des Wienerwalds – in der Sonderkrankenanstalt Wilhelmshöhe untergebracht werden. Das wäre für den ehemaligen Bankdirektor sicher die angenehmste Lösung, um seine Haft abzusitzen.

Zelle
Denn seitdem Elsner im Februar 2007 nach Wien überstellt wurde, ist der 73-jährige U-Häftling im Spitalstrakt der Justizanstalt Josefstadt untergebracht. Als der herzkranke Ex-Bawag-Boss damals aus Frankreich in die Wiener Justizanstalt geflogen wurde, bescheinigte ihm der Kardiologe Leopold Günter Steurer Transportfähigkeit. Elsner zeigte eben diesen Sachverständigen später wegen Körperverletzung an. Dennoch wurde Steurer dem Ex-Bawag-Boss während des Prozesses zur Seite gestellt, kümmerte sich um die medizinische Betreuung des Hauptangeklagten.

Kranke Häftlinge
Die Sonderkrankenanstalt Wilhelmshöhe, eine Außenstelle der Justizanstalt Josefstadt, ist zwar auf die Heilung von lungenkranken Häftlingen spezialisiert, aber vor allem ältere, kränkliche Gefängnisinsassen werden im Jugendstilbau nahe Pressbaum untergebracht.

1995 noch wollte der Ex-Bawag-Boss die viertgrößte Bank Österreichs an die Spitze bringen. Dafür boxte er im Aufsichtsrat die Wiederaufnahme der Karibikgeschäfte mit Flöttl durch. Das Unglück nahm seinen Lauf. Und brachte Elsner um alles, was er besessen hatte.

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