ÖSTERREICH-Interview
"Ende der Krise kommt ab dem Herbst"
15.05.2009
Der schlimmste Abschwung seit dem zweiten Weltkrieg soll in wenigen Monaten zu Ende sein. Bereits 2010 wird sich die Konjunktur wieder erholen.
Der Rückblick der Wirtschaftsforscher fällt katastrophal aus. Die Konjunktur im Euro-Raum ist in Folge der Finanzkrise so stark geschrumpft wie nie zuvor. Im ersten Quartal 2009 verringerte sich das Bruttoinlandsprodukt um 2,5 Prozent. Österreich konnte sich von dieser düsteren Entwicklung nicht abkoppeln.
„Grindiges Quartal“
Ganz im Gegenteil, Österreichs
Wirtschaftsleistung sackte im ersten Quartal sogar um 2,8 Prozent ab, im
Jahresabstand knickte das Bruttoinlandsprodukt um 3,6 Prozent ein, so das
Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo). Es sei „also wirklich das grindige
Quartal geworden, das wir erwartet haben“, nimmt sich Wifo-Chef Karl
Aiginger kein Blatt vor den Mund.
Grund für den Absturz ist vor allem die rückläufige Industrieproduktion sowie der starke Rückgang bei den Exporten, wobei sich dabei die Krise bei unserem Haupthandelspartner Deutschland gravierend auf uns auswirkt. Dort betrug der BIP-Rückgang sogar 3,8 Prozent.
Auch unser Finanzminister sieht Licht am Ende des Tunnels – und gibt Entwarnung.
ÖSTERREICH: Sie haben heute mit dem Chef des
Internationalen Währungsfonds eine Pressekonferenz gegeben, in der der
IWF–Chef den bemerkenswerten Satz gesagt hat: „The Worst is behind
us!“ Ist das auch Ihre Meinung?
ÖSTERREICH: Das heißt: Mit Ende 2009 ist die Krise
überstanden?
ÖSTERREICH: Österreich und seine Banken sind nicht mehr
durch einen Staatsbankrott in Osteuropa gefährdet?
ÖSTERREICH: Sind Sie vom Einbruch der heimischen
Wirtschaft im 1. Quartal – mit minus 2,8 % BIP – geschockt?
ÖSTERREICH: Müssen Sie Ihr Budget bei minus 2,8 %
Wachstum revidieren? Das große Interview mit Josef Pröll zu Krise und Budget in ÖSTERREICH am Sonntag! |
Wendepunkt ab Herbst
Trotzdem dürfte das Ärgste überstanden sein.
Aiginger erwartet bereits für das zweite Quartal einen deutlich geringeren
BIP-Rückgang: „Wir sehen auch grüne Sprossen, bei den Erwartungen, bei den
Sportartikeln, den Autokäufen im April. “ Licht am Ende des Tunnels sieht
ebenfalls Bank Austria-Experte Stefan Bruckbauer: „Die konjunkturelle
Talfahrt beginnt sich einzubremsen.“ Aber nicht nur die Wirtschaftsforscher
werden zuversichtlicher, auch internationale Experten sehen einen
Turnaround. So geht der Chef des Internationalen Währungsfonds Dominique
Strauss-Kahn davon aus, dass sich die Weltwirtschaft im ersten Halbjahr 2010
wieder erholen wird.
Optimistische Experten
„Das Schlimmste ist vorbei“, so
Strauss-Kahn. Der Wendepunkt dürfte ab Oktober erreicht werden. „Das hängt
aber davon ab, was man im Bankensektor noch tut“, erklärte er bei der
Volkswirtschaftlichen Tagung der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB).
Insgesamt würden die aufwärtsgerichteten Kräfte zunehmen. Eine optimistische
Perspektive, die auch OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny teilt.
Die beiden befinden sich bester Gesellschaft, denn auch immer mehr Finanz-Gurus wie US-Großinvestor George Soros erwarten jetzt eine Konjunkturerholung: „Der freie Fall der Wirtschaft ist gestoppt, der Kollaps des Finanzsystems abgewendet“, erklärte Soros.