Zum Teil gab es 100-prozentige Ertragsausfälle zu beklagen.
Abgesehen von der Wirtschaftskrise, die den Weinabsatz in der Gastronomie einbrechen lässt, haben die heimischen Weinbauern in diesem Sommer noch ganz andere Probleme gehabt. Hohe Temperaturen und die feuchte Witterung haben heuer zu "bisher nie dagewesenen" Hagelschäden in der Landwirtschaft geführt, sagte Josef Pleil, Präsident des Österreichischen Weinbauverbandes. Die in Begutachtung befindliche Weingesetz-Novelle begrüßte er.
Ertragsausfall
10.000 Hektar geschädigte Weinflächen hinterlassen
einen Schaden von mehr als 13 Mio. Euro. In manchen Gebieten, wie
beispielsweise in Wien rund um den Nussberg und in Wagram, gibt es einen
100-prozentigen Ertragsausfall. Insgesamt wurden 20 Prozent der
österreichischen Weinflächen vom Hagel zerstört. Seit 2005 hat sich die Zahl
der Hagelmeldungen beinahe versechsfacht, berichtete Pleil.
Geringe Ernte
Mengenmäßig dürfte die heurige Weinernte "deutlich
kleiner" ausfallen als im "Rekordjahr" 2008. "Wir rechnen mit einer
Größenordnung zwischen 2,4 und 2,6 Millionen Hektoliter", schätzt der
Geschäftsführer der Österreichischen Weinmarketing (ÖWM), Willi Klinger.
2008 haben die Winzer 3 Millionen Hektoliter Wein geerntet. Ob die Prognose
der Weinbauern tatsächlich eintrifft, hängt nun wesentlich vom Wetter ab.
Die Zeit bis zur Ernte Ende September sei wettermäßig sehr wichtig. "Einen
schönen September vorausgesetzt, ist ein exzellenter Weinjahrgang zu
erwarten", zeigte sich Pleil optimistisch.
Krise schlägt zu
Während die Gastronomie krisenbedingt
weniger Wein verkauft, läuft es im Handel gut, meinte Klinger. Im Inland sei
der Weinabsatz aber nicht mehr zu steigern, der Pro-Kopf-Verbrauch dürfte
sogar eher sinken. Ausbauen müsse man den Export. Derzeit gehen zwei Drittel
der Exporte nach Deutschland, der Rest verteilt sich auf die Schweiz und die
USA. Die Schweiz entwickle sich positiv, auf dem US-Markt habe es einige
Turbulenzen gegeben, die sich nach Klinger im 2. Halbjahr 2009 aber
stabilisieren dürften. Die Winzer haben sich das Ziel gesetzt, statt rund 60
bald 70 Millionen Liter Wein zu exportieren und den dafür erzielten Umsatz
pro Liter von 1,80 auf 2 Euro zu steigern.
Weingesetz-Novelle
Pleil betonte heute erneut die Notwendigkeit
der Weingesetz-Novelle, die Mitte Juli von Landwirtschaftsminister Niki
Berlakovich (V) in Begutachtung geschickt worden ist und im Herbst im
Parlament beschlossen werden soll. Eine der wichtigsten Neuerungen ist das
Abgehen von der grundsätzlichen Kategorisierung der Weine in Qualitätswein
und Tafelwein. Stattdessen werden die Weine künftig in Weine mit einer und
in Weine ohne Herkunftsangabe kategorisiert. Jeder Herkunftswein wird in
Zukunft entweder der Kategorie "Wein mit geschützter Ursprungsbezeichnung"
(Qualitätswein) oder der Kategorie "Wein mit geschützter geografischer
Angabe" (Landwein) zugeordnet. Bei den Weinen ohne Herkunft fällt der
Begriff "Tafelwein" weg. In diesem Bereich wird eine neue Kategorie
eingeführt, und zwar ohne nähere Herkunftsangabe als "Österreich", jedoch
mit der Angabe von Rebsorte und Jahrgang.
Tetrapack
Zur "Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit" kann
Qualitätswein bald auch in Tetrapack oder Bag-in-Boxes (Kunststoffblase in
Pappschachtel) abgefüllt werden. In diesen Boxen hält Wein den Angaben
zufolge geöffnet bis zu einem halben Jahr.