Beim AUA-Debakel hat er viel zu lange zugesehen, auch für Post und Telekom gibt es keine klare Strategie: Trotzdem kassiert der Boss der Staatsholding ÖIAG eine Supergage
Die Debatte um eine Begrenzung der Super-Gagen von Managern in staatsnahen Betrieben entzündet sich derzeit hauptsächlich an einer Person: ÖIAG-Chef Peter Michaelis, der 2007 satte 700.000 Euro verdiente. Dieser Betrag setzt sich je zur Hälfte aus Fixgage und variablem Teilbetrag zusammen.
Michaelis verdient damit mehr als doppelt so viel wie der Bundeskanzler, dessen Gage etwa von den Grünen als Obergrenze für einen Vorstandsbezug in einem staatsnahen Betrieb gefordert wird (siehe rechts).
Kein Erfolg, aber Supergage
Als Vorstand der Staatsholding, die
Beteiligungen an der AUA (noch), der Post, der Telekom Austria und der OMV
hält, kann Michaelis nicht gerade auf eine Erfolgsgeschichte zurückblicken.
Weder bei Post noch Telekom gelang die notwendige strategische Ausrichtung
auf die Marktherausforderungen der Zukunft, das Debakel um den viel zu spät
auf den Weg gebrachten AUA-Verkauf geht zu einem großen Teil ebenfalls zu
Lasten von Michaelis.
Zwar ist nicht damit zu rechnen, dass der ÖIAG-Boss für 2008 eine ebenso hohe Prämie wie für 2007 kassieren wird – trotzdem bleiben seine Bezüge gemessen an der Leistung völlig überhöht, befinden Kritiker.
Selbstregulierung
Neben den Forderungen einer gesetzlich
geregelten Obergrenze für Managerbezüge in staatsnahen Betrieben werden
zunehmend auch Appelle an eine Selbstregulierung laut. Wo es keine Erfolge
gebe, solle auch nicht unanständig viel verdient werden, so der Tenor.
Ex-Kanzler Franz Vranitzky betont generell: „Staatsnahe Unternehmen sollten gar keine Zurufe brauchen. Die zuständigen Behörden und Organe sollten selber draufkommen, auf eine gewisse Mäßigung zu achten. Die staatsnahen Betriebe sollten mit gutem Beispiel vorangehen“, so Vranitzky zu ÖSTERREICH.“
Forderung nach Ablöse
Ihn störe, wenn einer viel verdient
und keine Leistung bringt, sagt Bundeskanzler Werner Faymann in Bezug auf
überhöhte Managergagen. Was Michaelis betrifft, hatte der Kanzler im
ÖSTERREICH-Interview klar geäußert, er würde sich eine neue Person an der
ÖIAG-Spitze wünschen. „Meine persönliche, private Meinung ist, dass jemand,
der bei Post und Telekom nicht in der Lage war, ein Zukunftskonzept zu
erarbeiten und beim AUA-Debakel so lange zugeschaut hat, in Zeiten wie
diesen für die ÖIAG-Zukunft nicht der Richtige ist“, so Faymann wörtlich.
Die Entscheidung über eine Veränderung an der ÖIAG-Spitze liegt bei Finanzminister Josef Pröll. Der verweist auf die Zuständigkeit des ÖIAG-Aufsichtsrates in Personalfragen. Dessen Chef Peter Mitterbauer hatte Michaelis zuletzt den Rücken gestärkt.
Abfertigungs-Skandal
Der Vertrag von Michaelis läuft an und für
sich noch bis 2011. Sollte es unter wachsendem politischen Druck zu einer
vorzeitigen Auflösung kommen, droht schon der nächste Skandal: Michaelis
wird in diesem Fall wohl eine Millionen-Abfertigung zustehen. Ganz wie im
Fall des geschassten Ex-AUA-Chefs Alfred Ötsch, der seinen Abgang mit 1,1
Millionen Euro vergoldet bekommt. Nicht nur die Gage von Managern in
staatsnahen Betrieben steht im Kreuzfeuer der Kritik, sondern auch die
Mega-Abfertigungen trotz Erfolglosigkeit.
Die Jahres-Gagen der Top-Manager
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