Der Prozess gegen vier mutmaßliche Erpresser der Liechtensteiner Landesbank LLB am Rostocker Landgericht ist am Freitag stockend gestartet.
Zum Auftakt legten die Verteidiger eine Vielzahl von Anträgen vor.
Prozess unterbrochen
Darunter war auch einer auf Ablehnung des
Gerichts wegen Befangenheit. Die Staatsanwaltschaft bewertete das Vorgehen
der Verteidigung als Versuch, das Verfahren zu verschleppen. Zur Beratung
des Befangenheitsantrags wurde der Prozess am Nachmittag bis Mittwoch
unterbrochen. Die Anklage wurde noch nicht verlesen. Es sind zunächst noch
fünf weitere Verhandlungstage anberaumt, Beobachter rechnen jedoch mit einem
wesentlich längeren Prozess.
Neun Mio. Euro erpresst
Die vier mutmaßlichen Erpresser haben
sich laut Staatsanwaltschaft im Frühjahr 2005 mindestens 2.325 Kontobelege
von Kunden der LLB verschafft und von der Bank neun Mio. Euro erpresst. Rund
700 Datensätze sollen sich noch im Besitz der Männer befinden.
Staatsanwaltschaft und Verteidigung hatten vor Prozessbeginn über die
Herausgabe dieser Bankunterlagen verhandelt. Davon erhofften sich die
Angeklagten Strafmilderung. Über die Gespräche war Stillschweigen vereinbart
worden. Das Zurückhalten der Kontenbelege wertete die Staatsanwaltschaft
früheren Angaben zufolge als Fortwirkung der Erpressung.
Der jetzt in Rostock verhandelte Fall steht nicht im Zusammenhang mit dem durch die Durchsuchung bei Ex-Postchef Klaus Zumwinkel bekanntgewordenen Ankauf gestohlener Daten der Liechtensteiner LGT-Bank durch den deutschen Auslandsgeheimdienst BND.
Ermittlungen wegen Akten-Weitergabe
Die Verteidigung des
Hauptangeklagten erklärte, ihr sei zur Kenntnis gekommen, dass die
vollständige Gerichtsakte Medien für 2000 bis 3000 Euro angeboten worden
sei. Die Staatsanwaltschaft kündigte daraufhin an, wegen verbotener
Weitergabe von Prozessakten Ermittlungen einzuleiten.