30.000 Abfertigung
Erpressung mit Gasflasche erfolgreich
17.07.2009
Gefeuerte Arbeiter von fr. Firma erzwingen mit Sprengdrohung Abfertigungen.
Mit der Drohung, Produktionsgüter ihrer Firma in die Luft zu jagen, haben Arbeiter des Maschinenbauers JLG in Frankreich Kündigungsabfertigungen durchgeboxt. In der Nacht zum Freitag einigten sich Arbeitnehmervertreter mit der Geschäftsführung auf außerordentliche Prämien von 30.000 Euro, wie der Betriebsrat am Morgen verkündete.
Eskalation
Ein Ergebnis, dass eine neue Etappe im eskalierenden
Kampf französischer Arbeiter markiert. Im Frühjahr wurden zahlreiche Manager
als Geiseln genommen, weil sie sich wegen der Wirtschaftskrise zu
Werksschließungen gezwungen sahen. Seit Freitag müssen sich sieben
Angestellte des deutschen Reifenherstellers Continental vor Gericht
verantworten, weil sie aus Wut über das Aus ihres Standortes eine Behörde
verwüsteten.
Sprengdrohungen
In dieser Woche nun kam es zu einer Serie von
Sprengdrohungen. Die Mitarbeiter von drei Firmen kündigten an, Gasflaschen
in die Luft zu jagen, sollten sie nicht über die Sozialpläne hinaus
Abfindungen erhalten. Die Angestellten des insolventen Autozulieferers New
Fabris setzten am Sonntag ein Ultimatum bis Ende des Monats. Die Belegschaft
des Technikunternehmens Nortel erzwang am Mittwoch neue Verhandlungen.
30.000 Euro
Die JLG-Beschäftigten hatten am Donnerstag
Gasflaschen und mit Brennstoff besprühte Paletten vor fünf Hebebühnen
platziert. Erst nach Zusicherung neuer Gespräche wurde die Sprengdrohung
zurückgenommen. "Wir haben uns durchgesetzt", jubelte JLG-Betriebsratschef
Christian Amadio. Für alle 53 Mitarbeiter, die ihren Job verlieren, zahlt
der Maschinenbauer aus dem südwestlichen Tonneins 30.000 Euro.
Das sind zwar 20.000 weniger, als ursprünglich verlangt, dennoch fürchtet die Regierung, das Vorgehen könne nun noch weiter Schule machen. Vor einer um sich greifenden "Erpressung mit der Gasflasche" warnte Arbeitsstaatssekretär Laurent Wauquiez. Dadurch würde kein Job gerettet und der soziale Dialog torpediert.
Wer trägt die Schuld?
Betriebsratschef Amadio schiebt der
Geschäftsführung den Schwarzen Peter zu: "Es ist bedauerlich, was man alles
machen musste, um das Ergebnis zu erzielen", sagte er. "Zum Glück ist nichts
Ernstes vorgefallen."
Staatspräsident Nicolas Sarkozy hat durch einen Zickzackkurs nicht viel dazu beigetragen, die Lage zu entspannen. Einerseits gibt er sich unbeugsam. "Was sind das für Geschichten, Menschen zu kidnappen", sagte er im Frühjahr. Gesetzesbrüche werde er nicht dulden. Andererseits lässt er sich als Retter von Standorten wie dem von Caterpillar feiern, die nach massiven Protesten dank staatlicher Hilfe und Vermittlung am Leben erhalten werden.