Rauchergesetz

Erster Wirt lässt Rauchen wieder zu

02.10.2008

Drei Monate vor dem neuen Rauchergesetz zieht ein Vorreiter in Sachen Nichtraucherschutz, Wein & Co., zurück. Grund: zu wenig Umsatz.

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„Nichtraucher sind vielleicht die besseren Menschen – aber die Raucher konsumieren einfach mehr.“ Diese nüchterne Bilanz zieht Wein & Co-Chef Heinz Kammerer über das am 1. Jänner gestartete Experiment, seine Lokale zur rauchfreien Zone zu erklären.

Weniger Trinkgeld
Rund 15 Prozent des Gastronomie-Umsatzes hat Kammerer verloren, seit in den Wein & Co-Bars nicht mehr geraucht werden durfte. Vor allem am Abend seien die rauchenden Gäste ausgeblieben. Die Mitarbeiter sprachen sich in einer Abstimmung für die Aufhebung des Rauchverbots aus – sie hätten in der qualmfreien Zeit weniger Trinkgeld erhalten.

Gäste weichen aus
Alles in allem keine guten Vorzeichen für das neue Raucher-Gesetz, das in Österreich ab 1. Jänner 2009 gilt (siehe unten). Eine solche Regelung ohne prinzipielles Rauchverbot wie in anderen europäischen Ländern funktioniert nicht, weiß Kammerer nun aus Erfahrung: „Es braucht ein flächendeckendes Gesetz, das Rauchern nur noch die Alternative bietet, daheim zu bleiben.“

SP-Landesrat will Gesetz überarbeiten
In die gleiche Kerbe schlägt auch der steirische Gesundheitslandesrat Helmut Hirt. Für ihn ist das Scheitern von Wein & Co. ein vorgezogenes Beispiel des „undurchdachten Rauchergesetzes“. Hirt verlangt im ÖSTERREICH-Interview nun ein totales Rauchverbot. Ein ÖSTERREICH-Rundruf zeigt, dass auch die Gastronomie noch immer gespalten auf das Gesetz reagiert:

  • Gastronomie-Spartenchef Helmut Hinterleitner hält nichts von einem absoluten Rauchverbot: „Was sich bei der jetzigen Rücknahme bei Wein & Co. zeigt, ist aber, dass das Ganze wirtschaftlich schwierig ist. Der Kompromiss beim kommenden Rauchergesetz ist daher ein optimaler Schritt.“
  • Das Café Hawelka stellt sich allerdings quer: „Sollten wir am Jänner Rauchverbote durchziehen müssen, gehen wir auf die Straße. Wir haben 80 % rauchende Gäste und keine Probleme.“
  • Thomas Wenzel, Chef des Linzer Lokals Alte Welt, wartet „seit drei Jahren auf ein Gesetz“. Freiwillig würde er ein Rauchverbot nicht einführen. Und er hofft, „den Umsatz halten zu können, da es ja Raucher- und Nichtraucherzone gibt“.
  • Im Nichtraucher-Café Griensteidl in Wien herrscht am Nachmittag Hochbetrieb. „Wir bleiben ein Nichtrauchercafé“, heißt es beim Griensteidl.
  • Das Weinlokal Kulinarium 7 hat „durchwegs positive Erfahrungen mit dem Verbot“ gemacht.
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