Grasser-Interiew

"Es gibt jetzt Grund für vorsichtigen Optimismus'"

19.09.2008

Es sei die schlimmste Finanzkrise seit 1929, gibt KHG zu. Aber: Österreich drohe vorläufig noch keine unmittelbare Gefahr.

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© Kernmayer
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ÖSTERREICH: Droht das globale Finanzmarkt-Fiasko?

Karl-Heinz Grasser: Die fundamentalen Wirtschaftsdaten wären nicht so schlecht, da ist Panik und Psychologie im Markt.

ÖSTERREICH: Die Pleite von Lehman Brothers ist mehr als Psychologie.

Grasser: Ich will nichts beschönigen. Unter Einbeziehung von allem, das ich über Wirtschaft weiß, ist das die schlimmste Krise seit 1929. Dass es mit den Börsen aber an einem Tag vier Prozent runter und am nächsten Tag vier Prozent rauf geht, zeigt die Nervosität.

ÖSTERREICH: Die USA wollen den Finanzmarkt mit 800 Milliarden Dollar retten.

Grasser: Ich glaube daran, dass sich der Markt selbst reguliert. Aber wir sind an einem Punkt, an dem die Banken nicht mehr zur Ruhe kommen. Es ist Zeit für einen staatlichen Eingriff.

ÖSTERREICH: In Österreich wäre das nicht möglich.

Grasser: Doch. Erinnern Sie sich an die Staatsgarantie für die Bawag. Die Bawag ist wieder eine stabile Bank.

ÖSTERREICH: Wären Sie noch Finanzminister – was würden Sie tun?

Grasser: Willi Molterer hat richtig reagiert, indem er einen Gipfel mit allen Marktteilnehmern einberief. Es geht jetzt darum, Worst-Case-Szenarien und Notfallpläne zu entwerfen.

ÖSTERREICH: Was ist der Worst-Case für Österreich?

Grasser: Schwer zu sagen. Österreich ist sicher viel weniger betroffen als etwa England oder die Schweiz. Ich würde sagen: Die Sache ist noch nicht ausgestanden, da kommt noch einiges auf uns zu, aber es gibt Grund für vorsichtigen Optimismus. Für Österreichs Banken wäre eine Krise in Ost- und Südeuropa viel schlimmer.

ÖSTERREICH: Russische Banken wackeln auch schon.

Grasser: Das zeigt, wie leicht eine Finanzmarktkrise überspringt. Andererseits ist das auch ein Folge der militärischen Intervention in Georgien, die Investoren verunsichert hat. Kein Grund zur Panik für uns also. (lomo)

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