Die Übernahme würde den Wettbewerb nicht erheblich behindern.
Die EU hat grünes Licht für die Übernahme des insolventen US-Autobauers Chrysler durch Fiat gegeben. Damit ist die Fusion endgültig unter Dach und Fach. Denn auch wenn der italienische Konzern bereits Anfang Juni den Autobauer übernahm, so musste die EU-Kommission als oberste Wettbewerbsaufsicht der EU dem Deal noch ihren Segen geben.
Die Übernahme würde den Wettbewerb im Europäischen Wirtschaftsraum nicht erheblich behindern, teilte die Brüsseler Behörde am Freitag mit. Am 30. April hatte Chrysler nach US-Insolvenzgesetz Gläubigerschutz beantragt und Pläne für eine globale strategische Allianz mit Fiat angekündigt.
Nur geringe Überschneidungen
Die Prüfung der Kommission
ergab, dass sich die Geschäftsbereiche der beiden Unternehmen nur in sehr
geringem Maße überschneiden, hieß es in der Mitteilung. Die Übernahme werde
den Wettbewerb daher in den Märkten für Herstellung und Vertrieb von Autos
nicht wesentlich beeinflussen. Chrysler ist vorwiegend in Nordamerika tätig,
wo das Unternehmen mehr als 90 Prozent seines Umsatzes erzielt.
Im vergangenen Jahr verkaufte Chrysler - der kleinste Autobauer der "Big Three" (Großen Drei) in der US-Autobranche nach General Motors und Ford - weltweit rund 2 Mio. Autos. Das war rund 25 Prozent weniger als im Vorjahr. Laut Insolvenzdokumente fuhr das Unternehmen einen Verlust in Höhe von 16,8 Mrd. US-Dollar (11,81 Mrd. Euro) ein.
Obwohl der italienische Konzern zunächst nur mit 20 Prozent bei Chrysler an Bord geht, verfügt Fiat über Rechte, die ihm die alleinige Kontrolle über das Unternehmen verleihen. Schritt für Schritt soll Fiat seine Anteile erhöhen. Die Italiener haben mit Chrysler eine Reihe von Vereinbarungen geschlossen, durch die es unter anderem Zugang zu bestimmten Fiat-Technologien erhält.
Ständiges Auf und Ab bei Chrysler
In der Geschichte von
Chrysler ging es schon früher auf und ab. Nach monatelanger Vorbereitung
schloss sich Chrysler mit Sitz in Auburn Hills (US-Bundesstaat Michigan) mit
dem deutschen Autoriesen Daimler-Benz zusammen. Neun Jahre später kam das
Ende der transatlantischen Autoehe. Denn nach wenigen Monaten hatte sich
herausgestellt, dass der US-Autobauer keine konkurrenzfähigen Produkte mehr
in der Pipeline hatte und zu teuer produzierte.
2007 verkaufte Daimler seine Chrysler-Mehrheit an den Finanzinvestor Cerberus, Eigentümer der österreichischen BAWAG PSK. Die neuen Eigentümer holten den ehemaligen Chef der Baumarktkette Home Depot, Bob Nardelli, an die Spitze. Anfang Mai hatte er angekündigt, mit Abschluss des Insolvenzverfahrens zurückzutreten. Fiat-Chef Sergio Marchionne führt seitdem die Chrysler-Geschäfte - nun auch mit offizieller EU-Erlaubnis.