Die steigende Inflation und eine schwächere Konjunktur bringen die Europäische Zentralbank (EZB) nach Einschätzung der Finanzminister der Euro-Zone in eine schwierige Lage.
"Wir müssen diesen Risiken begegnen", sagte der Vorsitzende der Eurogruppe Jean-Claude Juncker am Montag vor Beginn des monatlichen Treffens der Finanzminister mit dem EZB-Präsidenten Jean-Claude Trichet. Die Teuerungsrate war im November auf drei Prozent und damit den höchsten Stand seit Mai 2001 geklettert. Doch gleichzeitig sind die Risiken für die Konjunktur mit dem hohen Euro-Kurs und der anhaltenden Krise an den Kreditmärkten gewachsen.
Leitzins wird nicht weiter erhöht
Der EZB-Rat, der am
Donnerstag das nächste Mal über den Satz für ihre Kredite an die Banken
entscheidet, wird nach Prognosen von Analysten den Leitzins von vier Prozent
nicht weiter erhöhen. Der Preisanstieg liegt derzeit zwar weit über dem Ziel
der EZB einer Jahresrate knapp unter zwei Prozent. Doch die Teuerung wird
sich nach Einschätzung der EZB im Lauf des kommenden Jahres wieder
abschwächen.
Wachstumsprognosen für 2008 gut
Anders als manchmal in der
Vergangenheit hielten sich die Finanzminister mit öffentlichen Ratschlägen
an die Zentralbank zurück. Welches Risiko schwerer wiegt - die Inflation
oder die Konjunkturabkühlung - darüber sind die Politiker unterschiedlicher
Meinung. Portugals Finanzminister und EU-Ratsvorsitzender Fernando Teixeira
dos Santos sagte, die Wachstumsrisiken seien schlimmer als die Inflation.
Sein niederländischer Kollege Wouter Bos hält dagegen den Preisanstieg für
bedenklicher. Allerdings sei das nichts, was nicht beherrschbar wäre. Der
deutsche Finanzminister Peer Steinbrück verbreitete dagegen Optimismus. Er
sei nicht besorgt über die Inflation und die Konjunktur werde allenfalls
einen leichten Dämpfer abbekommen. Trotz der Risiken seien gute
Wachstumszahlen für 2008 zu erwarten.
Juncker sagte, die Folgen der Krise am Kreditmarkt, die die Zinsen für kurzfristige Kredite kräftig erhöhten, seien unkalkulierbar. "Vor zwei Monaten wurde mir gesagt, wir hätten das Schlimmste hinter uns. Aber ich glaube nicht, dass das Schlimmste hinter uns liegt."
Abwarten am besten
Der Eurogruppen-Chef wollte seine Kollegen bei
dem Treffen am Abend über seine gemeinsame Reise mit EZB-Präsident Trichet
und EU-Währungskommissar Joaquin Almunia nach China informieren. Die
Spitzen-Währungspolitiker der Euro-Zone wollen die chinesische Regierung
davon abbringen, den Kurs ihrer Währung künstlich zum Dollar niedrig zu
halten. Dies führte auch zu einer kräftigen Aufwertung des Euro zum Yuan,
was die Exporte nach China verteuert. Juncker sagte, die Chinesen würden die
Bedenken der Euro-Länder jetzt besser verstehen. "Das beste ist jetzt,
abzuwarten und zu sehen."