Barbie-Zubehör
EU nimmt Gift-Spielzeug in Visier
05.09.2007
Gift aus China: Mattel ruft zum dritten Mal Spielwaren wegen zu hoher Bleiwerte zurück. Die EU will mehr Kontrolle.
Die EU-Kommission denkt nach der Serie von Rückrufaktionen von giftigem Spielzeug über radikale Schritte nach. Unter anderem werde zur Zeit in Brüssel beraten, ob die Hersteller künftig alle Prototypen von Spielsachen für den EU-Markt von einer dritten Stelle wie etwa dem TÜV prüfen lassen müssten, sagte Industriekommissar Günter Verheugen der "Süddeutschen Zeitung" (Donnerstag). Die Verbraucher müssten allerdings wissen, dass der Kontrollaufwand dann beträchtlich sein werde und Spielzeug erheblich teurer würde, warnte Verheugen. Er kündigte eine Neufassung der EU-Spielzeug-Richtlinie bis Weihnachten an.
Die Kommission wolle unter anderem mit schärferen Auflagen das Risiko gefährlicher Chemikalien im Kinderspielzeug verringern. Er habe bereits bei seinem Amtsantritt vor drei Jahren eine Neufassung der Spielzeug-Richtlinie in Auftrag gegeben, sagte Verheugen. Der US-Spielzeugriese Mattel hatte zum dritten Mal binnen weniger Wochen weltweit hunderttausende in China produzierte Spielzeuge zurückgerufen. Grund ist wie in den meisten vorangegangenen Fällen bleihaltige Farbe.
675.000 Barbie-Artikel
Betroffen sind diesmal Zubehör von
Barbie-Puppen und Artikel der Marke Fisher-Price, wie Mattel und die
US-Verbraucherschutzkommission am späten Dienstagabend (Ortszeit)
bekanntgaben. Auch Österreich ist betroffen. Im Einzelnen handelt es
sich um 675.000 Artikel von Barbie-Accessoires, die zwischen 30. September
2006 und 20. August 2007 hergestellt wurden. Auch knapp 9.000 Artikel aus
der Serie "Big World 6-in-I Bongo Band" von Fisher-Price wurden
zurückgerufen. Sie kamen in den USA zwischen Juli und August 2007 in den
Handel.
Spielzeug zurückschicken
Die Rückrufaktion betrifft auch
Österreich: Die Anzahl beläuft sich in Österreich auf rund 3.790 Stück.
Mattel tauscht diese kostenlos gegen gleich- oder höherwertige Produkte aus.
Dazu seien weder Originalverpackung noch Rechnung nötig. Das Spielzeug kann
kostenfrei an Mattel zurückgeschickt werden. Welche Spielzeugteile genau
betroffen sind, erfahren Sie auf der Homepage
von Mattel oder unter der kostenfreien Telefonnummer: 0800/202801.
Bereits über 20 Mio. Rückrufe
Mattel hatte in den
vergangenen Wochen über 20 Millionen in China produzierte Artikel
zurückgerufen. Sie waren unter anderem mit bleihaltiger Farbe belastet. Blei
kann zu Hirnschäden führen, wenn es von Kindern aufgenommen wird.
Ermittlungen
Der Mattel-Vorsitzende Robert Eckert, hatte im
vergangenen Monat bei einer Pressekonferenz bereits gewarnt, dass es weitere
Rückrufaktionen geben könnte. Der Konzern hatte nach den ersten beiden
Rückrufen vom 1. und 14. August Ermittlungen in chinesischen
Zulieferbetrieben aufgenommen und neue Test veranlasst. Die
US-Verbraucherschutzkommission erklärte am Dienstag, man prüfe die
Einleitung von Ermittlungen, ob Mattel im Zusammenhang mit der Rückrufaktion
vom 14. August die Behörden rechtzeitig verständigt habe.
Gefahr fürs Weihnachtsgeschäft?
80 Prozent des
weltweit verkauften Spielzeugs wird in China hergestellt. Hersteller und
Händler fürchten nun, dass die Rückrufaktionen das bevorstehende
Weihnachtsgeschäft belasten können.
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05.09.07: Spielzeug
Mattel ruft zum dritten Mal innerhalb
weniger Wochen Spielzeug aus China zurück. Betroffen sind etwa 675.000
Artikel von Barbie-Accessoires, die zwischen 30. September 2006 und 20.
August 2007 hergestellt wurden.
03.09.07: Spielzeug
Spielzeug wie zum Beispiel Schnorchel
enthalten Phthalate. Das finden deutsche Experten des TÜV-Rheinland heraus.
Diese Weichmacher sind verboten, weil sie krebserregend sind. Im Körper von
Kindern wirken sie wie ein Hormon.
02.09.07: Buntstifte
Kanada ruft zehntausende bleihaltige
Buntstifte aus chinesischer Produktion zurück. Rund 140.000 Sets müssen aus
den Regalen genommen werden. Die Holzhülle der Stifte ist mit giftiger
bleihaltiger Farbe lackiert.
23.08.07: Spielzeug
In den USA sind 300.000 in China gefertigte
Spielzeuge zurückgerufen worden. Die Artikel enthielten womöglich einen
gefährlich hohen Bleianteil. Betroffen seien vor allem 250.000 Adressbücher
für Kinder mit Spiralhalterung, bei denen die Farbe an den Spiralen zu viel
Blei enthalte. Ebenfalls betroffen sind Spielzeugkreisel und -Eimer.
22.08.07:Stäbchen
Ein chinesisches Unternehmen hat mehrere
hunderttausend gebrauchte Essstäbchen verkauft, ohne sie vorher zu
desinfizieren. Laut Medienberichten vom Mittwoch fand die Polizei in einer
Fabrik in Peking mehr als eine Million gebrauchte Essstäbchen. Der Inhaber
gab an, täglich bis zu 200.000 Stück neu verpackt und weiterverkauft zu
haben. Damit habe er umgerechnet rund 100 Euro am Tag verdient.
20.08.07: Baby-Lätzchen
Der US-Spielwarenhändler Toys "R"
Us hat eine landesweite Rückrufaktion für eine Million Baby-Lätzchen aus
China gestartet. Wie das Unternehmen in Wayne (US-Bundesstaat New Jersey)
mitteilte, sei diese Entscheidung wegen des Bleigehalts in den
Vinyl-Lätzchen und möglicher Gesundheitsrisiken für Kleinkinder gefällt
worden. "Toys R Us" ruft auch im deutschsprachigen Raum
Baby-Lätzchen aus China zurück. Auch Österreich ist betroffen.
19.08.07: Kinderkleidung
Neuseeländische Wissenschaftler haben
hohe Konzentrationen einer Krebs erregenden Substanz in Kinderkleidung aus
China gefunden. In den Woll- und Baumwollsachen sei bis zu 900 mal mehr
Formaldehyd festgestellt worden als das, was die Weltgesundheitsorganisation
(WHO) für unbedenklich halte. Nach WHO-Untersuchungen könnten
Konzentrationen von 20 pro eine Million Teilen Schleimhautreizungen,
Hautirritation und Unwohlsein auslösen.
14.08.07: Zahnpasta
Die US-Lebensmittelbehörde FDA rief am
Dienstag eine an Hotelketten ausgelieferte Zahnpasta aus China zurück,
nachdem in Proben Spuren des Frostschutzmittels Diethylglykol (DEG) entdeckt
worden waren. Vertrieben wird diese Zahncreme von dem US-Ausstatter von
Toilettenartikeln Gilchrist & Soames, zu dessen Kunden Hotels in der
ganzen Welt gehören, darunter auch in Deutschland.
14.08.07: Spielzeug
Mattel Austria startete die größte
Rückholaktion der Firmengeschichte. Zu den in Österreich betroffenen
Artikeln zählen unter anderem ein Spielzeugauto aus dem "CARS"-Sortiment,
dessen Lackierung unerlaubte Bleiwerte enthält. Vom Rückruf betroffen ist
auch Magnetspielzeug aus verschiedenen Produktserien. In Österreich allein
sind 90.000 Produkte betroffen. Weltweit sind es 18 Millionen.
10.07.07: Meeresfrüchte, Obst
China geht gegen den Export
gesundheitsgefährdender Produkte vor. 14 Unternehmen wurden auf die schwarze
Liste gesetzt. Zu den beanstandeten Produkten gehörten eingelegte
Meeresfrüchte oder Obst, die für den Export nach Japan, Kanada, die USA und
Europa bestimmt waren. Einige Waren enthielten unzulässige Mengen
Schwefeldioxid oder schädliche Bakterien.
31.05.07: Tödliche Zahnpasta
Die Polizei in Nicaragua hat
mehr als 40.000 Tuben aus China stammender Zahnpasta beschlagnahmt, die
möglicherweise eine potenziell tödliche Chemikalie enthält. Wie das
Gesundheitsministerium in der Hauptstadt Managua am Donnerstag mitteilte,
starben an Diethylenglykol bereits mehr als 50 Menschen in Panama.
Möglicherweise seien noch bis zu 80.000 Tuben der Zahnpasta auf dem Markt,
erklärte das Ministerium.
10.05.07: Tierfutter
Der US-Tierfutterproduzent Nutro hat rund
100 Tonnen Hunde- und Katzennassfutter zurückgerufen. In den USA hatte laut
Nutro der Vorlieferant Menu Foods eine mit schädlichen Stoffen belastete
Zutat aus China verarbeitet. Daraufhin waren in den USA zahlreiche Tiere
verendet, die das verdorbene Futter gefressen hatte.