Es geht um eine mögliche Behinderung der Markteinführung von billigeren Medikamenten.
Die EU-Kommission hat neuerlich Pharmaunternehmen wegen möglicher Verstöße gegen das Kartellrecht durchsucht. Die Kommission habe am Dienstag mit unangemeldeten Kontrollen begonnen, sagte der Sprecher von EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes. Es gebe Gründe anzunehmen, dass die nicht namentlich genannten Firmen verbotene Kartellabsprachen getroffen und ihre marktbeherrschende Stellung missbraucht hätten. Dadurch sollen sie die Markteinführung von billigeren Medikamenten verhindert haben.
Mehrere Unternehmen
Der französische Pharmakonzern Sanofi-Aventis
bestätigte, dass es bei ihm eine Durchsuchung gab. Das Unternehme arbeitete
mit den Behörden zusammen. Betroffen ist auch der Schweizer
Novartis-Konzern. Gebäude der Tochter Sandoz in Frankreich seien
kontrolliert worden, sagte ein Sprecher. Der israelische Teva -Konzern
erklärte, seine Büros in Paris seien am Dienstag durchsucht worden. Aus
Industriekreisen hieß es, ein weiteres Unternehmen sei überprüft worden.
Die deutschen Hersteller Merck und Bayer erklärten, von einer solchen Razzia nichts zu wissen. Auch die britischen Konzerne GlaxoSmithKline und AstraZeneca, der Schweizer Roche-Konzern, sowie die dänischen Unternehmen Novo Nordisk und Lundbeck erklärten, nicht von den Razzien betroffen zu sein.
Generika
Die Razzia der EU-Kommission könnte die Tür für
Maßnahmen gegen einzelne Unternehmen öffnen und möglicherweise den Weg für
hohe Strafen ebnen. Die Kommission kontrolliert bereits Frankreichs Servier
und einige Generika-Firmen wegen des Verdachts, die Markteinführung einer
Generika-Version des Herz-Kreislauf-Medikaments Perindopril zu verhindern.
Hohe Bestrafung
Bereits im Januar
2008 waren Unternehmen der Branche (AstraZeneca, Sanofi-Aventis, Pfizer,
GlaxoSmithKline sowie Sandoz) kontrolliert worden. Im Juli hatte Kroes
angekündigt, mit der Bestrafung von Unternehmen, die die Einführung von
günstigeren und nicht patentierten Medikamenten verhinderten, nicht zu
zögern. Die EU-Kommission schätzt, dass sich die Rechnungen von Patienten
durch die Verzögerung von Generika-Einführungen zwischen 2000 und 2007 um 20
Prozent erhöhten. Pharmakonzerne argumentieren, der Verzug hänge mit
regulatorischen und bürokratischen Gründen zusammen und nicht mit
vorsätzlichen Handlungen der Unternehmen.