Die Europäische Zentralbank (EZB) hat trotz der Konjunkturflaute den Leitzins nicht angetastet.
Der EZB-Rat beließ am Donnerstag in Frankfurt den Zinssatz bei 4,25 Prozent. Die Finanzmärkte hatten wegen des hohen Preisdrucks in der Euro-Zone damit gerechnet. Sie erwarten eine Zinssenkung frühestens Anfang 2009, falls die Teuerung bis dahin nachlassen sollte.
Im Sommer erhöht
Die EZB hatte den Leitzins im Juli erstmals
seit mehr als einem Jahr erhöht, um die im Sommer auf Rekordniveau
gestiegene Inflation in Schach zu halten. Die Jahresteuerung in den 15
Euro-Ländern lag wegen der hohen Energie- und Nahrungsmittelpreise im August
bei 3,8 Prozent und damit rund doppelt so hoch wie von den Notenbankern
angestrebt.
Ernstere Wirtschaftsflaute
Zugleich sehen sich die Währungshüter
mit einer immer ernsteren Wirtschaftsflaute in der Euro-Zone konfrontiert.
Das Bruttoinlandsprodukt sank im Frühjahr um 0,2 Prozent im Vergleich zum
ersten Quartal - das erste Minus seit Einführung der Statistik 1995. Großen
Anteil an der Flaute hatte Deutschland, dessen Wirtschaft mit 0,5 Prozent
noch stärker schrumpfte als die des Euro-Raums. Im dritten Quartal werde der
Abschwung vermutlich weitergehen, ein weiteres Schrumpfen der
Wirtschaftsleistung sei wahrscheinlich, sagte Staatssekretär Walther Otremba
jüngst im Reuters-Interview.
Besonderes Augenmerk richten die Experten daher auch auf die neuen Projektionen des EZB-Stabes zur Konjunktur- und Inflationsentwicklung, die zur Septembersitzung des EZB-Rats anstehen. 27 der 67 dazu befragten Analysten gehen davon aus, dass die EZB ihre Inflationserwartungen für 2009 nach unten korrigieren wird. Damit wäre nach Expertenmeinung der Weg für Zinssenkungen im nächsten Jahr frei. 26 Analysten gehen allerdings davon aus, dass die Juni-Prognose der EZB von 1,8 bis 3 Prozent Inflation für 2009 nicht revidiert wird.