Siemens-Prozess
Ex-AUB-Chef gibt private Steuerhinterziehung zu
30.09.2008
Der Ex-AUB-Chef hat im Siemens-Prozess die wesentlichen Anklagepunkte zurückgewiesen, gibt aber private Steuerhinterziehung zu.
Im Prozess um millionenschwere verdeckte Zahlungen aus der Siemens-Kasse zum Aufbau einer Gegengewerkschaft im Unternehmen hat der Ex-Chef der Arbeitnehmerorganisation AUB die meisten Anklagepunkte zurückgewiesen. Er habe im Auftrag des Elektrokonzerns gehandelt und "nicht eine Sekunde daran gedacht, dass ihm im Rahmen dieser Tätigkeit ein strafrechtlicher Vorwurf gemacht werden könnte", ließ Wilhelm Schelsky am Dienstag seinen Anwalt vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth erklären. Er gab aber zu, als Privatperson Steuern im sechsstelligen Bereich hinterzogen zu haben.
Verdeckt geflossene Gelder
Die Staatsanwaltschaft wirft Schelsky
und dem früheren Siemens-Zentralvorstand Johannes Feldmayer vor, mit
verdeckt geflossenen Geldern die AUB als innerbetriebliche Gegenkraft zur IG
Metall aufgebaut zu haben. Nach Feldmayer räumte dies am dritten
Verhandlungstag auch Schelsky ein. Die Unterstützung der AUB war danach ein
schriftlich nicht niedergelegter Aspekt eines 2001 geschlossenen
Rahmenvertrags. Schelskys Anwalt Jürgen Lubojanski betonte jedoch, dass
weder die Anklagepunkte der betrieblichen Steuerhinterziehung noch der
Beihilfe zur Untreue oder des Betrugs zuträfen.
Völlige Freiheit bei Geldern
Schelsky habe bei der
Verwendung der Gelder völlige Freiheit gehabt, sagte Lubojanski. "Mein
Mandant hat seine Aufgabe in dem Sinne erfüllt, wie sie ihm gestellt wurde."
Da er nach eigenem Gusto schalten und walten durfte, habe er Siemens auch
nicht getäuscht. Dass die Gelder für Sportsponsoring eingesetzt wurden, sei
kein Betrug gewesen. Alle Vereine und Sportler hätten auf Banden und Trikots
für die AUB geworben. "Das war so bekannt, dass mitunter auch führende
Mitarbeiter des Hauses zu Besuch dieser Sportveranstaltungen kamen",
schilderte Schelsky. In steuerlicher Hinsicht habe er sich stets auf seine
Berater und die Experten bei Siemens verlassen.
Keine "Geheimniskrämerei" mehr
Die Verschleierung
der Geldströme und die Vernichtung von Dokumenten im Zusammenhang mit den
geheimen Zahlungen war laut Schelsky allein in der Angst vor konkurrierenden
Gewerkschaften begründet. "Die Vorsicht kann ja psychopathische Züge haben,
sie ist aber aus dem Wettbewerb der IG Metall und der AUB entstanden."
Keinesfalls habe man sich damit einer Strafverfolgung oder Überprüfungen
innerhalb des Konzerns entziehen wollen. Erst Ende 2006 habe er davon
erfahren, dass die Geheimniskrämerei durch "Transparenz und Klarheit"
ersetzt werden solle.
Steuern im sechsstelligen Bereich hinterzogen
Schelsky räumte
ein, als Privatperson Steuern im oberen sechsstelligen Bereich hinterzogen
zu haben. "Die Verantwortung habe ich, davor will ich mich nicht drücken."
Private Ausgaben seien als betriebliche Kosten seiner Firma verbucht worden.
Allerdings habe er das nie persönlich durchgerechnet, das hätten seine
Berater für ihn gemacht. So wurden etwa Unterhaltszahlungen an Schelskys
geschiedene Ehefrau als Betriebsausgaben verbucht. Die Ex-Frau habe zwar bei
Bedarf zeitweilig im Unternehmen mitgearbeitet, das Gehalt von 11.100 Euro
brutto habe jedoch "zur erbrachten Arbeitsleistung in keinem Zusammenhang"
gestanden. Nur wenige Vorwürfe zur persönlichen Steuerhinterziehung wies die
Verteidigung zurück.