BAWAG-Prozess

Ex-Konsum-Chef Gerharter angeklagt

24.08.2007

Hermann Gerharter muss im BAWAG-Prozess aussagen. Der Ex-Konsum-Boss sitzt am 24. Oktober auf der Anklagebank.

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Das Strafverfahren gegen den ehemaligen Konsum-Generaldirektor Hermann Gerharter, der im März 2003 vom damaligen BAWAG-Generaldirektor Helmut Elsner ein großzügiges Geldgeschenk zur Bezahlung offener Gerichts- und Sachverständigengebühren erhalten haben soll, wird am 24. Oktober in den laufenden BAWAG-Prozess einbezogen. Das bestätigte am Freitag Gerharters Anwalt Manfred Ainedter.

Ein bis zwei Verhandlungstage
Der Verteidiger rechnet damit, dass ein bis zwei Verhandlungstage ausreichen werden, um den seinen Mandanten betreffenden Sachverhalt zu erörtern. Danach soll das Verfahren gegen Gerharter formal wieder ausgeschieden werden und der BAWAG-Prozess mit den an sich neun Angeklagten - neben Elsner sein Nachfolger als BAWAG-Generaldirektor, Johann Zwettler, die früheren Vorstandsmitglieder Christian Büttner, Hubert Kreuch und Josef Schwarzecker, Ex-BAWAG-Generalsekretär Peter Nakowitz, der ehemalige BAWAG-Aufsichtsratspräsident Günter Weninger, der Investmentbanker Wolfgang Flöttl sowie der Bankprüfer Robert Reiter - fortgesetzt werden.

Erst nach Abschluss des Beweisverfahrens will Richterin Claudia Bandion-Ortner dem Vernehmen nach Gerharter wieder in den Prozess einbeziehen. Dem früheren Konsum-Boss würde damit eine wochenlange Anwesenheit im Großen Schwurgerichtssaal erspart bleiben. Erst zur Urteilsverkündung, bei der auch über ihn abgesprochen werden soll, müsste er sich wieder ins Straflandesgericht verfügen. Offiziell soll diese Vorgangsweise erst im September bekannt gegeben werden.

Kredit über 600.000 Euro
Gerharter - einst an der Spitze des "roten" Handelsriesen Konsum, den er laut rechtskräftigem Urteil im Jahr 1995 mit Passiva in der Höhe von 1,9 Mrd. Euro in die Zahlungsunfähigkeit manövriert hatte - hatte im Sommer 2002 bei seiner Hausbank um eine Zwischenfinanzierung angesucht. Der Ex-Konsum-General erhielt einen Kredit über rund 600.000 Euro, um Schulden aus dem Konsum-Verfahren begleichen zu können.

Laut Anklage ließ BAWAG-Chef Elsner Gerharter im März 2003 in sein Büro kommen, wo er ihm 553.500 Euro in bar geschenkt haben soll. Anschließend soll der offene Kredit als uneinbringlich ausgebucht worden sein. Darüber hinaus soll Elsner Gerharters Konto "glatt gestellt" und der BAWAG damit einen Schaden von weiteren 130.000 Euro verursacht haben.

Weiterer Fall von Untreue
Elsner wird das als weiterer Fall von Untreue ausgelegt, wobei sich die Schadenssumme im Vergleich zu den 1,44 Mrd. Euro aus dem BAWAG-Verfahren beinahe vernachlässigbar ausmacht. Gerharter, aber auch Elsners vormalige "rechte Hand" Peter Nakowitz sind als Beitragstäter angeklagt. Nakowitz soll Unterlagen beschafft und damit am Ausbuchen von Gerharters Kredit mitgewirkt haben.

Gerharter hat sich im gerichtlichen Vorverfahren im Wesentlichen geständig gezeigt und der BAWAG das großzügige "Geschenk" - inklusive Zinsen 707.000 Euro - schon vor Monaten zurück bezahlt. Elsner hat demgegenüber den inkriminierten Vorgang stets dementiert.

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Zum Abschluss des 20. Verhandlungstags, an dem die Einvernahme der Beschuldigten im BAWAG-Prozess weitgehend abgeschlossen wurde, stellte Richterin Claudia Bandion-Ortner allen neun Angeklagten die Frage, wer ihrer Meinung nach die Schuld an den hohen Verlusten der Bank trage. "Wer ist schuld an den Verlusten?", fragte sie der Reihe nach - und erhielt unterschiedliche Antworten.

Flöttl ist sich keiner Schuld bewusst
Johann Zwettler, zur Zeit der Verluste BAWAG-Vorstand und später Generaldirektor, verwies auf das Schuldeingeständnis, das Wolfgang Flöttl im Jahr 2000 unterschrieben hatte. Auch 1998 habe Flöttl schon gesagt, er sei verantwortlich. Investmentbanker Flöttl räumte ein, dass die Investmentideen von seiner Seite gekommen seien. Die Entscheidung über die Schuld überlasse er aber anderen Leuten. Auch Peter Nakowitz, zur Zeit der Verluste BAWAG-Generalsekretär meinte, das Gericht sollte über die Schuldfrage entscheiden. Er selber sei sich jedenfalls keiner Schuld bewusst.

Weninger vermutet Flöttl-Elsner-Pakt
"Nach meiner Ansicht hat Herr Elsner mit Herrn Flöttl konspiriert, so sind die Verluste und der Schaden für die Bank entstanden", antwortete Günter Weninger, damals Aufsichtsratspräsident. Ex-BAWAG-Vorstand Christian Büttner schloss sich Weningers Ansicht an, aus den Aussagen von Flöttl und Elsner beim Prozess sei er nicht klüger geworden. Auch Ex-BAWAG-Vorstand Hubert Kreuch schloss sich Weninger an. "Ich bin sicher, dass ich getäuscht wurde", meinte sein früherer Vorstandskollege Josef Schwarzecker.

Elsner kennt die Wahrheit
Bankprüfer Robert Reiter erklärte zurückhaltend, "ich kann es nicht beurteilen, das ist Sache des Hohen Gerichts". Fast hätte die Richterin bei der Fragerunde Helmut Elsner vergessen, der am Anklagesessel in der Mitte des Saales saß. Elsners Anwalt Wolfgang Schubert machte sie aufmerksam. Der frühere Generaldirektor Elsner äußerte eine klare Meinung: "Ich kenne die Wahrheit. Ich weiß, dass die Schuld nicht bei den Vorständen liegt, nicht bei mir. Die Schuld liegt eindeutig und nur bei Dr. Flöttl".

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