Rechtfertigung fehlt
Ex-ÖIAG-Vorstand Ditz fordert Auflösung der ÖIAG
15.11.2008
Der frühere ÖVP-Wirtschaftsminister und ehemalige ÖIAG-Vorstand Johannes Ditz fordert die ersatzlose Abschaffung der Industrie-Staatsholding ÖIAG.
"Die Zeit ist gekommen, die ÖIAG aufzulösen", sagt Ditz gegenüber dem Nachrichtenmagazin "profil" laut Vorausmeldung. Ditz ist derzeit Präsident der Julius-Raab-Stiftung des ÖVP-Wirtschaftsbunds.
Keine Rechtfertigung mehr
Nach dem geplanten Verkauf der AUA
rechtfertige die Verwaltung der drei börsennotierten Beteiligungen Post, OMV
und Telekom-Austria keine eigene Aktiengesellschaft mit 15 Aufsichtsräten
und ein bis zwei Vorstandschefs, so Ditz. "Strenggenommen kontrollieren 15
ÖIAG-Aufsichtsräte derzeit einen Manager. Und dieser kontrolliert als
Aufsichtsratspräsident die betroffenen Beteiligungen. Diese doppelstöckige
Verwaltung und indirekte Einflussnahme führt lediglich zur Aufweichung der
Verantwortung und zu vermeidbarer Politisierung."
Von 1999 bis 2001 selbst in der ÖIAG
Von 1999 bis 2001 saß
Ditz selber im Vorstand der Industrie-Staatsholding. Im September 1999, als
er zum stellvertretenden ÖIAG-Vorstand unter Ex-Verkehrsminister Rudolf
Streicher (S) angetreten war, war die ÖIAG rot-schwarz dominiert.
Streicher-Ditz folgten dem Duo Karl Hollweger und Erich Becker, die an der
Spitze der ÖIAG die zweite Privatisierungswelle durchgezogen hatten, nachdem
bereits 1987 die OMV über die Börse teilprivatisiert und andere
Staatsbeteiligungen verkauft worden waren.
Blaufärbung
Mit einer Neufassung des ÖIAG-Gesetzes und einer
totalen Umkrempelung des ÖIAG-Aufsichtsrates erhielt die Österreichische
Industrieholding eine dominant "blaue" Einfärbung. Damit stieg der Druck vor
allem auf Streicher, der sich konstant für den Weiterverbleib des Staates
als Kernaktionär ausgesprochen hatte und im Jänner 2001 kurz nach dem
Antritt der VP-FP-"Wenderegierung" die Staatsholding frühzeitig verlassen
musste. Ditz führte daraufhin fast ein halbes Jahr die ÖIAG im Alleingang.
Von Michaelis abgelöst
Mit der Hereinnahme von
Ex-Mannesmann-Manager Peter Michaelis als zweiten ÖIAG-Vorstand ab Juli 2001
schaffte es Ditz noch, die Sprecherfunktion des Vorstandes nach außen zu
erhalten, in Innenangelegenheiten wurde er mit Michaelis gleichgestellt. Im
September 2001 räumte Ditz schließlich eher widerwillig seinen Posten.
Michaelis wurde von 2002 bis 2006 Rainer Wieltsch zur Seite gestellt,
seitdem ist Michaelis Alleinvorstand der ÖIAG - bis heute.