Lustreisen und Sexparties auf Firmenkosten von VW: Ex-Betriebsratschef Volkert muss fast drei Jahre hinter Gitter.
Der frühere Volkswagen-Betriebsratschef Klaus Volkert ist als erster Angeklagter in der VW-Affäre zu einer Haftstrafte ohne Bewährung verurteilt worden. Das Landgericht Braunschweig verhängte am Freitag wegen Beihilfe und Anstiftung zur Untreue zwei Jahre und neun Monate Haft gegen Volkert. Der mit ihm angeklagte Ex-Manager Klaus-Joachim Gebauer erhielt wegen Untreue in 40 Fällen ein Jahr auf Bewährung. Das Gericht blieb damit unter den Anträgen der Staatsanwaltschaft.
Diese hatte für Volkert wegen Anstiftung zur Untreue in 48 Fällen eine Haftstrafe von drei Jahren und neun Monaten gefordert. Für Gebauer verlangte sie wegen Untreue und Anstiftung zum Betrug eine Bewährungsstrafe von 20 Monaten. Die Verteidiger hatten auf Freisprüche für beide Angeklagten plädiert.
Zwei Millionen Euro Sonderboni
Das Gericht wertete das
Kassieren von knapp 2 Millionen Euro Sonderboni durch Volkert als Beihilfe
zur Untreue. "Er wusste auch, dass er keinen Anspruch auf die Zahlungen
hatte", sagte die Vorsitzende Richterin Gerstin Dreyer. Als Anstiftung
zur Untreue stufte das Gericht VW-Zahlungen von 400.000 Euro an die
Ex-Geliebte Volkerts ein. Die Einstellung der Frau über sogenannte
Scheinverträge habe Volkert immer wieder bei VW angemahnt. "Volkert
ließ nicht locker und kam immer wieder darauf zurück", sagte
die Vorsitzende Richterin Dreyer.
Vergnügungen auf Firmenkosten
Volkert und Gebauer hatten
vor Gericht die Vergnügungen auf Firmenkosten und Zuwendungen von VW an
Betriebsräte eingeräumt. Umstritten blieb jedoch die juristische Wertung
dieser Vorgänge. In Sonderbonuszahlungen von VW an Volkert sah die
Staatsanwaltschaft besonders schwere Untreue, zu der der Betriebsratschef
den früheren VW-Personalvorstand Peter Hartz angestiftet habe. Die
Verteidigung sprach dagegen von Gehaltszahlungen, die dem Wert Volkerts für
das Unternehmen entsprochen hätten. Gebauer, der Lustreisen auf VW-Kosten
organisierte, befolgte nach Ansicht seines Verteidigers nur Anweisungen von
Hartz.
In einem ersten Prozess wegen der VW-Affäre war der ehemalige Personalvorstand Hartz Ende Januar 2007 wegen Untreue und Begünstigung eines Betriebsrates zu zwei Jahren Haft auf Bewährung und 576.000 Euro Geldstrafe verurteilt worden. Nach Überzeugung des Landgerichts verschleuderte Hartz Vermögen von VW, indem er ungerechtfertigte Sonderbonuszahlungen von rund 2 Millionen Euro an Volkert anweisen ließ.
Der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Hans-Jürgen Uhl wurde im Sommer wegen seiner Verstrickung in die VW-Affäre zu 39.200 Euro Geldstrafe verurteilt.
Volkert einst einer der Mächtigsten im VW-Clan
Klaus
Volkert (65) gehörte viele Jahre zu den mächtigsten Männern im VW-Konzern.
Als Gesamtbetriebsratschef vertrat er die Stimme der Belegschaft und stand
wie kein anderer für das "System VW": In enger Abstimmung mit dem Vorstand
sah er sich auf Augenhöhe mit der Unternehmensspitze als "Co-Manager".
Sein Gegenüber war Personalvorstand Peter Hartz, mit dem er sich bestens verstand. Im Sommer 2005 trat Volkert wegen seiner Verstrickung in die VW- Affäre um Korruption und Vergnügungsreisen auf Firmenkosten zurück. Am Freitag wurde er wegen Anstiftung zu Untreue und Betriebsratsbegünstigung zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und neun Monaten verurteilt.
Gelernter Schmied
Der gelernte Schmied kam 1969 als Mechaniker
zu VW. Er machte eine klassische Gewerkschaftskarriere: Zunächst
Vertrauensmann der IG Metall wurde das SPD-Mitglied 1978 VW-Betriebsrat.
Zwölf Jahre später kam er an die Spitze des Gesamtbetriebsrats. Volkert war
an der Entwicklung vieler Beschäftigungs-Modelle beteiligt: Die 1993
eingeführte Vier-Tage-Woche verhinderte die Entlassung von bis zu 30 000
Arbeitern. 2001 war Volkert an dem Projekt "5000 mal 5000" beteiligt, das
neue Jobs für Arbeitslose beim Bau des Mini-Vans Touran schaffte.