Erst Dienstag erreichte der Ölpreis einen Rekordwerte von 122 Dollar. Doch Experten gehen davon aus, dass noch lange keine Ende in Sicht ist.
Die Welt wird nach Ansicht des Rohstoff-Experten und ehemaligen US-Regierungsberaters Matthew Simmons nicht mehr Öl bekommen können als derzeit. "Nach allen Informationen, die zur Verfügung stehen, ist der Höhepunkt der Ölförderung, also der sogenannte Peak Oil, bereits 2005 erreicht worden", sagte Simmons im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" (Mittwoch-Ausgabe). Der schwarze Rohstoff werde knapp bleiben und der Preis daher "auf 200 Dollar je Fass" (128,8 Euro je Fass) steigen.
Abkehr von Öl empfohlen
Die Ergiebigkeit der kürzlich vor
Brasilien entdeckten Ölquelle hält Simmons für stark überschätzt. Statt der
zunächst diskutierten Volumina von 33 Mrd. Barrel (je 159 Liter) Öl rechnet
er "eher mit eineinhalb Milliarden Barrel an förderbaren Reserven dort". Das
Feld vor Südamerikas Küste liege unter einer dicken Salzkruste in mehr als
2.000 Meter Tiefe, die Erschließung sei daher unsicher und teuer. "Wenn
überhaupt, dauert es Jahre, bis das Feld erschlossen ist", sagte Simmons.
Simmons, der früher auch US-Präsident George W. Bush in Energiefragen beriet, empfiehlt den Industrienationen eine dringende Abkehr vom Öl und den Ausbau von alternativen Konzepten. "Wenn wir es schaffen, den Verbrauch um ein Drittel zurückzuschrauben, könnten wir uns damit ein bis zu 50 Jahre längeres Ölzeitalter erkaufen."
Rekordwert am Dienstag
Erst am Dienstag hatte der Ölpreis seine
Rekordjagd fortgesetzt. Nachdem er bereits am Montagabend nach einem
Kurssprung von rund vier Dollar erstmals über die Marke von 120 Dollar (77,3
Euro) gestiegen war, kletterte der Preis für US-Leichtöl am
Dienstagnachmittag erstmals auf 122 Dollar (78,6 Euro). Zuletzt kostete ein
Barrel (159 Liter) der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur
Auslieferung im Juni noch 121,63 Dollar und damit 1,66 Dollar mehr als zum
Handelsschluss am Vortag.
Preisanstieg auch in Europa
Auf ein Rekordhoch stieg auch der
Preis für Rohöl der Nordseesorte Brent. Ein Barrel kostete erstmals mehr als
120 Dollar. In der Spitze waren es am Dienstag 120,41 Dollar. Zuletzt
notierte Brent-Rohöl noch bei 120,06 Dollar. Das waren 1,93 Dollar mehr als
am Vortag. Experten führen die anhaltende Ölpreis-Hausse auf geopolitische
Spannungen und zuletzt wieder robustere Konjunkturdaten aus den USA zurück.
Bald in Österreich spürbar
Die Preisexplosion wird
sich in Bälde auch bei den heimischen Tankstellenpreisen durchschlagen,
schätzt der Österreichische Fachverband der Mineralölindustrie. Wie sich die
Ölpreise an den internationalen Märkten weiter entwicklen, lässt sich den
Experten zufolge nur schwer abschätzen.