Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins wie erwartet zum fünften Mal seit Ende vorigen Jahres angehoben, um die Inflation im Euro-Raum zu dämpfen. Die WKÖ sieht damit die Konjunktur gefährdet.
Christoph Leitl, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), hat die Erhöhung des Leitzinses durch die Europäische Zentralbank (EZB) um 25 Basispunkte kritisiert. Der Schritt gefährde das Wachstum in Europa: " Die gerade wieder aufblühende Konjunktur darf nicht abgewürgt werden. "
Zinserhöhung wurde erwartet
Der für die Refinanzierung der Geschäftsbanken maßgebliche Schlüsselzins werde um ein Viertel Prozent auf 3,25 Prozent erhöht, teilte die EZB nach der Sitzung des EZB-Rates in Paris mit. Bei der jüngsten Reuters-Umfrage hatten alle 80 beteiligten Analysten mit der Zinserhöhung gerechnet, nachdem EZB-Präsident Jean-Claude Trichet bei der vorangegangenen Ratssitzung mit dem Versprechen "großer Wachsamkeit" über die Preisstabilität einen entsprechenden Hinweis gegeben hatte.
Seit Dezember 2005 schon fünf Mal erhöht
Die EZB hat damit seit Dezember 2005 den Leitzins fünf Mal in kleinen Schritten um insgesamt 1,25 Prozentpunkte angehoben. Im August hatten die Währungshüter das Tempo auf einen Zwei-Monats-Rhythmus beschleunigt. Bankenvolkswirte erwarten mindestens noch einen weiteren Zinsschritt im Dezember auf dann 3,5 Prozent. Ob die Zentralbank ihre geldpolitische Straffung im kommenden Jahr fortsetzt, ist umstritten.
EZB will Preisanstieg drücken
Die Zentralbank will den Preisanstieg dauerhaft auf ein stabiles Niveau drücken, das die Währungshüter bei einer Jahresrate von knapp zwei Prozent erreicht sehen. Die Inflationsrate verharrt wegen des hohen Ölpreises schon lange deutlich über zwei Prozent. Im September lag die Jahresteuerungsrate mit 1,8 Prozent erstmals seit Jänner 2005 in diesem Zielbereich, da der Ölpreis im Sommer eingebrochen war. Doch der günstige Wert nur eines Monats wird die EZB nach Einschätzung von Analysten nicht von ihrem Zinserhöhungskurs abbringen.
Die Zentralbank befürchtet wachsenden Inflationsdruck, wenn die Löhne der Arbeitnehmer im Zuge der guten Konjunktur kräftig steigen sollten und dies zu preistreibendem Konsum führen würde. Die Unternehmen könnten bei lebhafter Nachfrage zudem ihre Preise deutlich anheben. Zudem ist die Wirtschaft weiter mit viel mehr Geld versorgt als für inflationsfreies Wachstum nötig wäre.