Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins im Euro-Raum wegen der hohen Inflation angehoben.
Der wichtigste Zins zur Versorgung der Kreditwirtschaft steigt wie erwartet von 4,00 auf 4,25 Prozent. Das teilte die EZB am Donnerstag nach ihrer Sitzung in Frankfurt mit. Es ist die erste Zinserhöhung seit Juni 2007.
Erhöhung erwartet
Die Erhöhung des Leitzinses für den
Euroraum durch die EZB um 25 Punkte auf 4,25 Prozent war nach den
ungewöhnlich deutlichen Signalen auf der vorangegangenen Sitzung durch
EZB-Präsident Jean-Claude Trichet erwartet worden. Dieser hatte vor vier
Wochen von "erhöhter Alarmbereitschaft" gesprochen.
Kampf gegen Inflation
Mit Ausbruch der Immobilien- und
Finanzkrise in den USA im Sommer 2007 hatte die EZB ihren Zinserhöhungskurs
zunächst beendet. Seither lag der Leitzins bei 4,00 Prozent. Die EZB nimmt
mit der Zinserhöhung ihren vor mehr als einem Jahr wegen der Finanzkrise
unterbrochenen Kampf gegen die Inflation wieder auf. Die Teuerungsrate in
der Währungsunion war zuletzt wegen explodierender Energie- und
Nahrungsmittelpreise auf den Rekordwert von vier Prozent gestiegen.
Streit über weiteren Kurs
Vor der Entscheidung der
Notenbanker war ein Streit über den weiteren Kurs der Geldpolitik entbrannt.
Zahlreiche Politiker und Gewerkschafter hatten von der EZB verlangt, auf die
vor vier Wochen angekündigte Zinserhöhung mit Rücksicht auf die schwächelnde
Konjunktur zu verzichten. Zahlreiche Notenbanker hatten jedoch immer wieder
betont, dass höhere Zinsen nötig seien, um die Inflationsgefahren zu
begrenzen
"Gift für die Konjunktur"
Zuvor wurden die
warnenden Stimmen von Konjunkturexperten und Gewerkschaften lauter. Wegen
der Abkühlung der Wirtschaft sorgen sie sich um ein Abwürgen der Konjunktur
durch höhere Zinsen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) nannte eine
Zinsanhebung "reines Gift für die Konjunktur", das
hunderttausende Arbeitsplätze im Euro-Raum kosten werde.
Heimische Banken ziehen mit
Weitere österreichische Banken
haben aus Anlass der heutigen Anhebung der EZB-Leitzinsen ihre Zinsen für
Spareinlagen und Kredite angehoben. Auch die BAWAG P.S.K. und die Direktbank
easybank erhöhen ihre Zinsen. Bei der Bank Austria/UniCredit wird vorläufig
noch "der Markt beobachtet". Bereits zuvor hatten die Erste Bank
und die ING DiBa Direktbank eine Erhöhung ihrer Zinsen angekündigt.