Euro-Höhenflug
EZB lässt Leitzins bei 4,00 Prozent
04.10.2007
Die Mehrheit der Beobachter behielten Recht: Die EZB verkündigte in Wien keine Erhöhung des Leitzins.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Leitzinsen neuerlich bei 4,00 Prozent beibehalten. Die EZB hat damit erneut den Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten Rechnung getragen. Obwohl die Inflation in der Eurozone zuletzt gestiegen ist, hatten Volkswirte deshalb schon im Vorfeld damit gerechnet, dass die Notenbanker erneut auf eine Zinsanhebung verzichten würden, um die Konjunktur nicht zusätzlich zu belasten.
Schon vor einem Monat hatte die EZB die Zinsen aus demselben Grund nicht wie ursprünglich geplant um 25 Basispunkte angehoben. Die US-Notenbank Fed hat die Leitzinsen zuletzt um 50 Basispunkte auf 4,75 Prozent gesenkt.
EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hat nach der Ratssitzung erklärt, dass derzeit "immer noch Unsicherheit" bestehe. "Wir müssen weiter Informationen abwarten, um die Situationen einschätzen zu können", erklärte Trichet in der mit Spannung erwarteten Pressekonferenz. Denn: die Wachstumsrisiken seien nach den jüngsten Finanzmarktrisiken gestiegen - auch wenn OeNB-Gouverneur Klaus Liebscher derzeit keine Gefahr für das Wachstum sieht.
Inflationsrisiken steigen
Der EZB-Präsident verwies darauf, dass
unter Berücksichtigung die Inflationsrisiken mittelfristig nach oben weisen
würden - etwa wegen der hohen Ölpreise, der gestiegenen Beschäftigung und
der hohen Geldmengen im Markt. In ihrer letzten Erklärung vor einem Monat
hatte die EZB die Geldpolitik als "immer noch eher akkommodierend"
bezeichnet. Jetzt betont sie, sie werde die weitere Entwicklung "am Radar
genau beobachten". Wenn sich herausstellen sollte, dass auf mittlere Sicht
die Preisstabilität nicht gewährleistet werden könne, sei die EZB "bereit,
wann immer und wo immer einzugreifen".
Derzeit geht die EZB davon aus, dass die Inflationsrate in den verbleibenden Monaten des Jahres 2007 und Anfang 2008 weiterhin deutlich über 2 Prozent liegen wird, bevor sie sich wieder abschwächt. Im Gesamtjahr 2008 rechnet die Notenbank im Durchschnitt mit rund 2 Prozent Inflation in der Eurozone. Die Europäische Notenbank sieht Preisstabilität knapp unter 2 Prozent gewährleistet.
"Wir werden auf der Grundlage unserer Bewertung und durch entschlossenes und rechtzeitiges Handeln sicherstellen, dass die Risiken für die Preisstabilität auf mittlere Sicht nicht zum Tragen kommen und die mittel- und langfristigen Inflationserwartungen fest auf einem Niveau verankert bleiben, das mit Preisstabilität in Einklang steht, was im gegenwärtigen Kontext umso wichtiger ist", versicherte Trichet. Angesichts der gestiegenen Unsicherheit seien jedoch "zusätzliche Informationen nötig, bevor weitere Schlussfolgerungen bezüglich der Geldpolitik gezogen werden können".