Der österreichische Standort Aspern bekommt mehr Arbeit, nur Leiharbeiter wackeln. Insgesamt sind 6,2 Mrd. für den Neustart verplant.
Auf Opel kommen nach der Übernahme durch den austrokanadischen Autozulieferer Magna harte Zeiten zu. Neben einem Personalabbau stehen eine Reduktion der Einkaufs- und Logistikkosten bevor. Das geht aus dem Magna-Businessplan mit dem Titel "Projekt Beam - Zukunftskonzept Opel 2014" hervor. Österreich kommt demnach glimpflich davon. Werksschließungen sind nicht geplant, bei den Leiharbeitern könnte es aber zu einer Personalreduktion kommen.
Antwerpen wird geschlossen
Hart trifft es dagegen die belgische
Stadt Antwerpen, wo das dortige Werk vor der Schließung steht. Betroffen
wären rund 2.200 Mitarbeiter (2007 mussten bereits 1.400 Beschäftigte
gehen). Die belgische Regionalregierung will das Werk durch Förderungen
retten.
Fast 11.000 Jobs fallen weg
Insgesamt will Magna laut
Businessplan 10.560 Jobs abbauen. Dazu kämen Gehaltskürzungen. Im Gegenzug
soll es eine zehnprozentige Gewinnbeteiligung für die Opelaner geben.
Volle Auslastung angestrebt
Weiters sollen in den nächsten fünf
Jahren gut 300 Mio. Euro durch Einsparungen im den Bereichen Einkauf und
Logistik freigeschaufelt werden. Im Gegenzug würden die Werke mit Arbeit
zugeschaufelt. Die Auslastung der europäischen Produktionsstätten, die
derzeit zwischen 50 und 70 Prozent liegt, soll mittelfristig in Richtung
Vollauslastung steigen.
Aspern bekommt viel Arbeit
In Wien-Aspern ist die Anhebung der
Fertigung von einer Million auf 1,79 Millionen Motoren und Getriebe
vorgesehen. Das würde die Auslastung von 54 auf 97 Prozent steigern.
Patente liegen bei GM
Den Einsparungen stehen Mehrkosten
gegenüber, die sich derzeit noch kaum beziffern lassen. Ein besonders
heikler Punkt sind die Patentrechte. Diese besitzt die Global Technology
Organization (GTO), eine 100-Prozent-Tochter der Opel-Konzernmutter GM. Wie
viel Magna an GM für diese Lizenzen zahlen muss, muss in den nächsten Wochen
geklärt werden.
Halbe Mrd. für Russland
Außerdem will Magna den Autoverkauf
vor allem in Russland kräftig ankurbeln, was Anfangsinvestitionen bedarf.
Gut 500 Mio. Euro will Magna laut Businessplan gemeinsam mit seinem Partner,
der russischen Sberbank, in Russland investieren. Weiters muss Magna die EDV
von GM abkoppeln und Lizenzgebühren an Softwarehäuser wie Microsoft und SAP
zahlen.
Insgesamt 6,2 Mrd. verplant
Unterm Strich rechnet Magna mit einem
Kapitalbedarf von fünf Mrd. Euro. Diese sollen vor allem im kommenden Jahr
anfallen. Weiters braucht der austrokanadische Konzern 1,2 Mrd. Euro an
"sonstigem Mittelbedarf". Diese gewaltigen Kosten werden im kommenden Jahr
die Bilanz blutrot färben. Es wird mit einem negativen Cash-Flow von knapp
3,8 Mrd. Euro gerechnet.
Großes Wagnis
Opel ist ein Sanierungsfall und Magna wurde
von der Wirtschaftskrise und der damit einhergehenden Probleme der
Autoindustrie voll getroffen. Experten erwarten daher einen durchaus
spannenden Kraftakt und erinnern an andere Fälle in jüngster Zeit, wo sich
Industrieunternehmen bei der Übernahme eines Riesenkonzerns verhoben haben -
siehe Schaeffler oder Porsche.
Ö könnte haften
Für den deutschen Steuerzahler steht
ebenfalls viel am Spiel. Insgesamt 4,5 Mrd. Euro sollen an Haftungen
fließen. Und auch der österreichische Bürger könnte bald für das Werk
in Wien-Aspern in die Tasche greifen müssen. Deutschland hat jedenfalls
klargestellt, dass es nicht für Werke im Ausland zahlen wird. Magna selbst
zahlt gut 250 Mio. Euro in einen Fonds ein.
GM behält Vorkaufsrecht
GM soll für die nächsten drei Jahre
noch bestimmte Vorstandsposten besetzen. Außerdem behält der US-Autokonzern
ein Vorkaufsrecht, falls einer der neuen Partner wieder aussteigen will.