In Österreich gibt es eine große Akzeptanz für Steuerhinterziehung. Fünf Prozent der Europäer haben im letzten Jahr schwarz gearbeitet.
Fast eine halbe Million Österreicher hat nach eigenen Angaben im letzten Jahr schwarz gearbeitet. Besonders weit verbreitet ist dieses Phänomen in der EU unter Studenten, Arbeitslosen und Selbstständigen. Im Durchschnitt verdient ein Schwarzarbeiter in Europa 16,6 Euro pro Stunde. Und in fast keinem anderen EU-Land stößt Steuerhinterziehung auf so viel Verständnis wie in Österreich. Das geht aus einer am Mittwoch in Brüssel veröffentlichten Eurobarometer-Umfrage im Auftrag der EU-Kommission hervor.
Sieben Prozent der Österreicher arbeiten schwarz
Für die
Umfrage wurden von Mai bis Juni 26.659 EU-Bürger befragt (davon 1.009 in
Österreich). Fünf Prozent der Europäer gaben an, in den letzten zwölf
Monaten Schwarzarbeit geleistet zu haben. Bei rund 392,9 Mio. Bürgern wären
das 19,7 Mio. Schwarzarbeiter. In Österreich ist der Anteil noch höher:
Sieben Prozent oder 479.000 bekennen sich dazu, zumindest einen Teil ihres
Einkommens an der Steuer vorbei geschummelt zu haben.
An sechster Stelle im EU-Vergleich
Damit liegt Österreich im
EU-Vergleich an sechster Stelle. Am höchsten ist das Bekenntnis zur
Schattenwirtschaft übrigens in Dänemark (18 Prozent), Lettland (15) und den
Niederlanden (13 Prozent). Am niedrigsten in Zypern, Malta, Großbritannien,
Portugal und Italien (siehe Tabelle).
Zahlen mit Vorsicht genießen
Freilich sind diese Zahlen mit
Vorsicht zu genießen, weil sie auf den eigenen Angaben der Befragten
beruhen. So kann etwa die gesellschaftliche Akzeptanz der Schattenwirtschaft
in einem Land eine höhere "Bekenntnisfreude" zur Schwarzarbeit bewirken. Und
was die Toleranz für Steuerhinterziehung angeht, liegt Österreich fast an
der Europaspitze: Auf einer Skala von 1 (verpönt) bis 10 (toleriert) wird
Steuerhinterziehung nur mit 3,4 bewertet. Lockerer nehmen es lediglich die
Letten (3,7). Am stärksten ist die Ablehnung in Zypern (1,6) sowie Finnland
und Schweden (1,8).
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Trotzdem ist der Anteil der Österreicher, die angeben, dass ihre Arbeitgeber einen Teil des Lohnes in bar auszahlen, um Sozialversicherung und Steuern zu umgehen, mit vier Prozent relativ gering. Im EU-Schnitt sind es fünf Prozent, im Rumänien sogar fast ein Viertel. Der Großteil der Schwarzarbeit findet der Umfrage zufolge nämlich im privaten Umfeld statt (55 Prozent). Nur ein Fünftel der Europäer gab an, für ein Unternehmen schwarz gearbeitet zu haben.
Junge Männer bekennen sich am ehesten
Außerdem lässt die
Umfrage Rückschlüsse auf die Identität der Schwarzarbeiter zu: Am höchsten
ist das Bekenntnis, in den letzten zwölf Monaten schwarz gearbeitet zu
haben, bei Männern und Jungen. Konkret: Unter 15 bis 24-Jährigen, Studenten
und Arbeitslosen bekennen sich je neun Prozent, bei Selbstständigen acht
Prozent zur Schwarzarbeit. Unter den Pensionisten ist es dagegen nur ein
Prozent, unter Managern und Hausfrauen drei Prozent.
16,6 Euro pro Stunde
Im Durchschnitt verdient ein Schwarzarbeiter
in Europa übrigens 16,6 Euro pro Stunde - wobei die Einkommensschere
zwischen Männern und Frauen noch größer ist als bei den regulären Löhnen:
Während Männer angeben, 19 Euro pro Stunde zu bekommen, sind es bei Frauen
nur zwölf Euro, also um über ein Drittel weniger. In der regulären
Wirtschaft macht die Einkommensdifferenz "nur" 15 Prozent aus.