Die deutsche Bundesregierung könnte daweil dem Verkauf des Autobauers an RHJ doch zustimmen.
Der Opel-Betriebsrat hat seine Pläne für Protestaktionen der Mitarbeiter gegen den US-Autokonzern General Motors (GM) auf Eis gelegt. "Wir wollen unsere Verantwortung übernehmen und nicht Randale um der Randale willen machen", sagte Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz am Mittwoch der dpa. Bund und Länder setzen trotz der Verzögerungstaktik von GM weiter auf einen Verkauf von Opel. Am Freitag soll es neue Gespräche mit den Amerikanern geben. In Italien tauchten Gerüchte auf, dass Fiat ein neues Angebot für Opel vorlegen könnte.
RHJ im Rennen
Nach dpa-Informationen bevorzugt die deutsche
Regierung unverändert das Angebot des österreichisch-kanadischen Zulieferers
Magna. Die Chancen des Finanzinvestors RHJ International hätten sich nicht
verbessert, hieß es in Verhandlungskreisen. Die "Bild"-Zeitung hatte
berichtet, die Regierung habe gegenüber GM ein Umschwenken zugunsten von
RHJI nicht mehr völlig ausgeschlossen, falls die Belgier einen industriellen
Partner aus der Autobranche präsentieren könnten.
Diese Spekulationen wurden in Berlin zurückgewiesen. "GM will RHJI im Spiel halten", sagte eine mit den Verhandlungen vertraute Person der dpa. GM unterstütze das RHJI-Angebot, um nach einer Sanierung mit Steuergeld in einigen Jahren Opel zurückkaufen zu können. Nicht ausgeschlossen ist, dass der wiedererstarkte GM-Konzern Opel ganz behalten will. Neue Erkenntnisse könnte eine Sitzung des GM-Verwaltungsrats Anfang September bringen.
Fiat zurück?
Laut einem Bericht der römischen Zeitung "La
Repubblica" (Mittwoch) könnte auch der Fiat-Konzern wieder ins Rennen um
Opel einsteigen. Allen gegenteiligen Beteuerungen von Fiat-Chef Sergio
Marchionne zum Trotz, könnte Fiat das Dossier Opel wieder öffnen, schrieb
das Blatt. Nach Angaben aus deutschen Verhandlungskreisen hat Fiat bisher
die Bundesregierung nicht kontaktiert. Fiat hatte sich im Frühjahr aus dem
Opel-Poker zurückgezogen. In Branchenkreisen gilt als unwahrscheinlich, dass
GM einem Verkauf an Fiat zustimmen würde. Nach der Chrysler-Übernahme sind
die Italiener direkter Wettbewerber von GM auf dem US-Markt.
Proteste abgesagt
Die 25.000 deutschen Opel-Beschäftigten wollten
eigentlich mit Protestaktionen den Druck auf den ungeliebten früheren
Mutterkonzern erhöhen. Nun wollen die Betriebsräte und Gewerkschaften die
weiteren Gespräche abwarten und nicht Öl ins Feuer gießen. Allerdings hatten
die Arbeitnehmer ihren solidarischen Verzicht auf das Urlaubsgeld
zurückgenommen.
Der deutsche Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) betonte, die Verhandlungen orientierten sich nicht am Termin der Bundestagswahl Ende September. "Die Mittel sind noch nicht ausgeschöpft, der Zeitdruck ist überschaubar. Wenn wir das an der Bundestagswahl festmachen würden, würden wir zynisch handeln."
Verheugen kritisiert
EU-Industriekommissar Günter Verheugen
forderte die Regierung in Berlin zu größerer Zurückhaltung auf. "Ich weise
ausdrücklich darauf hin, dass die Verantwortung für die Zukunft der
europäischen GM-Unternehmen immer noch beim Eigentümer in Detroit liegt",
sagte er dem "Hamburger Abendblatt". FDP-Chef Guido Westerwelle attackierte
die Festlegung auf Magna: "Wer sich einseitig an einen Investor so fesselt,
wie das die Bundesregierung getan hat, wird in den Verhandlungen erpressbar.
Das kostet Arbeitsplätze und vor allen Dingen Steuermilliarden."
Nach dpa-Informationen aus Konzernkreisen hält General Motors derzeit grundsätzlich an dem Bieterverfahren fest. "Wir wollen Opel verkaufen", sagte eine mit den Verhandlungen vertraute Person. Der GM-Verwaltungsrat habe das Management aber beauftragt, Alternativen zu einem Opel-Verkauf zu prüfen. Dazu gehöre ein Finanzierungsplan im Volumen von rund drei Milliarden Euro, um Opel und die britische Schwestermarke Vauxhall wieder auf Trab zu bringen. Das werde aber nur als absolute Notlösung betrachtet.