Der Societe Generale "Ausnahmehändler" Kerviel wurde wegen mehrerer Vorwürfe offiziell beschuldigt. Sarkozy fordert nun Konsequenzen.
In der milliardenschweren Spekulationsaffäre bei der französischen Großbank Société Générale ist der Finanz-Jongleur Jérome Kerviel unter Auflagen auf freien Fuß gesetzt worden. Außerdem sei der 31-Jährige wegen Vertrauensbruchs, Fälschung und Eindringens in ein Computerdatensystem formell beschuldigt worden, teilte seine Anwältin Elisabeth Meyer am Montagabend mit. Die Staatsanwaltschaft wollte gegen die Entscheidung Einspruch einlegen. Sie hatte Untersuchungshaft beantragt. Kerviel wird vorgeworfen, bei eigenmächtigen Finanzgeschäften seiner Bank einen Verlust von 4,9 Mrd. Euro beschert zu haben. Er war seit Samstag in Polizeigewahrsam.
Auflagen der Haftentlassung
Zu den Auflagen machte Meyer keine
genaueren Angaben. Es sei keine Kaution hinterlegt worden, sagte sie. Nach
Angaben ihres Kollegen Christian Charrière-Bournazel wurde Kerviels Pass
eingezogen. Wie aus Justizkreisen verlautete, wurde dem 31-Jährigen
untersagt, mit Mitarbeitern der Société Générale in Kontakt zu treten,
abgesehen von den Angestellten in der Filiale, die seine Konten betreut.
Außerdem darf Kerviel demnach keine Geschäfte als Händler an den
Finanzmärken tätigen.
Die Untersuchungsrichter folgten bei ihrer Entscheidung nicht der Staatsanwaltschaft und ließen die Vorwürfe des versuchten Betrugs und erschwerten Vertrauensmissbrauchs fallen. Kerviels Anwalt Christian Charrière-Bournazel sagte, die Richter hätten ihre Entscheidung "mit Ruhe und Vernunft" getroffen. Meyer sprach von einem "schönen Sieg". "Aber das ist nur Gerechtigkeit", fügte sie hinzu. Über den Einspruch der Staatsanwaltschaft muss nun eine Kammer des Gerichts entscheiden.
"Ausnahmehändler" Kievel?
Kerviel gab laut
Staatsanwaltschaft zu, verschleierte Geschäfte getätigt zu haben. Er habe
sich gegenüber Kollegen und Vorgesetzten als "Ausnahmehändler" profilieren,
sich jedoch nicht selbst bereichern wollen, teilte die Behörde am Montag in
Paris mit. Die Société Générale wirft ihm vor, ungenehmigte Spekulationen im
Wert von zuletzt "ungefähr 50 Mrd. Euro" getätigt zu haben. Dies soll dem
Institut einen Verlust von 4,9 Mrd. Euro verursacht haben. Auf einfachen
Vertrauensbruch stehen eine Haftstrafe von bis zu drei Jahren und 375.000
Euro Geldbuße.
Sarkozy fordert Konsequenzen
Frankreichs Staatspräsident Nicolas
Sarkozy forderte angesichts des Betrugsskandals Konsequenzen innerhalb der
Großbank. "Jeder muss sich selbst nach seiner Verantwortung fragen", sagte
er in Orsay vor Journalisten. Ein solches Ereignis dürfe nicht ohne Folgen
bleiben.