Die Zusatzpensionen schrumpfen wegen der Finanzkrise enorm. Die Betroffenen verlangen jetzt Schritte von der Regierung.
Zigtausenden Zusatzpensionisten in Österreich wird wegen der massiven Aktienkursverluste infolge der Finanzkrise ihre Firmenpension nächstes Jahr drastisch gekürzt - in vielen Fällen um rund ein Fünftel. Nachdem bei vielen aber schon in den vergangenen Jahren insgesamt 30 Prozent verloren gegangen sind, fordern die im pekabe-Verband organisierten 40.000 Betroffenen nun entweder eine staatliche Garantie für das bis Ende 2007 angesparte Kapital oder eine sofortige Auszahlung ihrer Ansprüche. "Wir werden auch vor Protestaktionen und Demonstrationen nicht zurückschrecken", so die Verbandsspitze.
Minus um bis zu 23%
In den vergangenen Wochen sind zigtausenden
Pensionisten brieflich Reduktionen ihrer Zusatzrente zwischen 15 und 23
Prozent per 1. Jänner 2009 angekündigt worden. Verbandssprecher Günter
Braun: "Wir stehen vor den Trümmern der zweiten Altersvorsorge-Säule."
Durch die offensichtlich zu hohe Aktienquote in der Veranlagung sei der
Lebensabend der Betroffenen dem freien Fall der Kapitalmärkte ausgeliefert. "Es
ist 5 nach 12", so Braun.
Garantie oder Auszahlung
Die Firmenpensionisten wollen entweder
eine staatliche Garantie für ihre bis Ende 2007 angesparten
Gehaltsbestandteile oder eine unverzügliche Auszahlung, ehe noch weiterer
Wertverlust eintritt. Von den insgesamt 50.000 Zusatzrentnern und weiteren
500.000 Pensionskassenberechtigten betrifft das vor allem jene gut 80
Prozent in einem beitragsorientierten System - und hier vor allem jene aus "Altverträgen"
mit hohen Rechnungszinsen von 5 bis 6 1/2 Prozent: Bringt die Veranlagung
weniger, wird die Zusatzpension gekürzt. Nur die rund 18 Prozent mit einer
Leistungszusage bleiben durch Nachschüsse ihrer früheren Arbeitgeber davon
verschont.
800 Mio. Euro-Kredit gefordert
Konkret solle der Staat - der ja
auch 100-Mrd.-Euro-Pakete für die Banken schnüren könne - einen
zinsgünstigen Kredit in Höhe von rund 800 Mio. Euro geben, der durch die
Deckungsrückstellung gesichert wäre. Bei den 800 Mio. geht es um 20 Prozent
jener 4 Mrd. von insgesamt 13 Mrd. Euro Kassen-Rückstellungen, die nun
besonders exponiert sind. Mit einem derartigen Kredit auf das
Deckungskapital würden die Pensionskassen Anfang 2009 besser dastehen und
können "mit 100 statt mit 80" weitermachen, so Braun.
Zusatzpension steuerfrei stellen
Helfen könnte den
Firmenpensionisten auch ein "Pauschalsteuermodell". Optional
sollten Berechtigte eine Steuervorauszahlung leisten können, wobei dann die
Auszahlung der Zusatzpension steuerfrei sein sollte. Bei der Auszahlung
einer Kassenpension schlägt nämlich die Steuerprogression voll durch - und
eine Befreiung davon könnte die dramatische Situation individuell
entschärfen, so der pekabe.
Mindestgarantie wieder einführen
Vor allem sollte die 2003
überfallsartig gestrichene Mindestertragsgarantie wiedereingeführt und auch
eine Pensionssicherungsgarantie vorgesehen werden.