BAWAG-Prozess
Flöttl legt neuen Tonbandmitschnitt vor
23.08.2007
Die BAWAG wusste, dass trotz Riesenverlust gut 13 Mio. Euro übrig waren - das will der Spekulant mit dem Tonband beweisen.
Am Donnerstag, den 20. Verhandlungstag im BAWAG-Prozess, geht es noch einmal um den Verlust der letzten 430 Mio. Euro in Uni-Bonds, was Ende 2000 den Totalverlust von 1,44 Mrd. Euro bedeutete. Magere 13,3 Mio. Dollar waren allerdings noch da. Und das war der BAWAG bekannt. Mit einem neuen Tonbandmitschnitt wollte der Investmentbanker Wolfgang Flöttl jetzt beweisen, dass die Bank von diesem Rest gewusst hat.
Elsner: nichts gewusst
Es kam es zu einem neuerlichen Streit
zwischen Flöttl und Ex-BAWAG-Generaldirektor Helmut Elsner. Er beteuerte,
keine Ahnung gehabt zu haben, dass 13,3 Mio. US-Dollar noch vorhanden waren.
Er habe von einem "Totalverlust" erfahren und "mit Sicherheit
nicht gewusst, dass Flöttl noch 13,3 Millionen hatte", so der
frühere Banker.
Restgeld am Tonband
Laut dem verschriftlichten Tonbandmitschnitt
hatte Flöttl am 27. Dezember 2000 BAWAG-Generalsekretär Peter Nakowitz
telefonisch avisiert, noch vorhandenes Geld "auf ein eigenes Konto zu
geben", "in den übernächsten sechs Monaten zu liquidieren",
und der BAWAG "eine genaue Aufstellung schicken, dann steht es im Audit
drin".
Nakowitz räumte ein, dass das Telefonat in der Tat stattgefunden hat.
Flöttl unter Zwang
Warum Flöttl dann in seinem
schriftlichen "Geständnis" von einem "Totalverlust"
gesprochen hatte, verteidigte er so: "Das ist mir aufoktroyiert worden."
Für Elsner war diese Ansage ein Grund zu poltern: Hier werde "getürkt",
befand der 72-Jährige.
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Obwohl sich die Banker vom Spekulanten getäuscht bis betrogen fühlten, erstattete die BAWAG keine Anzeige. Offenbar waren weder Vorstand, noch Aufsichtsrat, noch der Eigentümer ÖGB für juristische Schritte. Eine Anzeige hätte das Milliardendebakel an die Öffentlichkeit gebracht, und der Schaden für die Bank und den Gewerkschaftsbund wäre ungleich höher gewesen.
Tagesordnung
Am Donnerstag sollen die Befragungen der
Angeklagten abgeschlossen werden. Nach dem Abarbeiten der Uni-Bonds soll die
Betrugsanklage gegen Elsner behandelt werden. Staatsanwalt Georg Krakow
wirft ihm vor, er habe den Aufsichtsrat deshalb nicht über die Verluste
informiert, damit er sein außerordentliches Bilanzgeld für das Jahr 2000 und
die Abfindung seiner Anwartschaftsrechte auf eine Betriebspension bekommt.
Hätte der Aufsichtsrat von dem neuen, hunderte Millionen Euro betragenden Verlust bzw. von dem inzwischen rund 1,44 Mrd. Euro betragenden Gesamtverlust durch die Flöttl-Geschäfte gewusst, hätte Elsner diese Zahlungen nicht erhalten, meint der Ankläger.
Ab Freitag beginnt wieder eine zweiwöchige Verhandlungspause. Danach, ab dem 6. September werden die ersten Zeugen angehört.