Nachdem die Auer von Welsbach ihre Genussscheine nicht zurücknehmen kann, schreitet die Finanzmarktaufsicht ein zum Schutz der Kunden.
Die österreichische Finanzmarktaufsicht hat am Mittwoch mit sofortiger Wirkung dem Vorstand der AvW Invest AG den Wirtschaftsprüfer Martin Wagner als Regierungskommissär beigestellt. Laut FMA müssen ab sofort alle Entscheidungen der AvW Invest, die eine Gefahr für die finanziellen Angelegenheiten der Kunden darstellen könnten, dem Kommissär mitgeteilt werden.
Es handle sich dabei um keine Geschäftsaufsicht. Der Börsenhandel von AvW-Invest-Aktien wurde eingestellt. Erst ab Donnerstag können die Aktien wieder ge- und verkauft werden.
Schaden von 50 Mio. Euro
Die Kärntner Beteiligungsgesellschaft
beziffert den Schaden, der durch eigenmächtige Transaktionen eines
mittlerweile angezeigten und entlassenen Prokuristen entstanden sein soll,
auf 50 Mio. Euro.
Dubiose Deals eines Mitarbeiters
Der Mitarbeiter soll innerhalb
von zwei Wochen zahlreiche Geschäfte mit untypisch hohen Summen getätigt und
auch Aktienpakete transferiert haben. Laut Vorstandschef Wolfang Auer von
Welsbach fehlen eine Mio. Aktien, die zusammen mit anderen Positionen 28
Mio. Euro wert sind. Demnach hat der Prokurist hinter dem Rücken des
Unternehmens Konten und Depots eröffnet. In die eigenmächtigen Geschäfte
sollen mehrere österreichische und internationalen Banken involviert sein.
Prokurist wollte Margin Call vertuschen
Mit dem "Hin- und
Herschieben" der Aktienpakete wollte der Prokurist laut Auer von
Welsbach einen Margin Call (Nachschussverpflichtung) verdecken. Die
betreffende Bank hat also den Vorstand nicht informiert, weil es kein
Kontominus mehr gab. Durch die Finanzmarktkrise bzw. die fallenden Kurse sei
der Schaden dann immer größer geworden. Der Margin Call beläuft sich nun auf
22 Mio. Euro.
Vier-Augen-Prinzip missachtet
Der Prokurist war bei zwei Banken
einzelzeichnungsberechtigt. Bezüglich Ausmaß der Transaktionen und Höhe der
Summen hätte er das Vier-Augen-Prinzip einhalten müssen, also den Vorstand
informieren müssen. Bei dem Mann handelt es sich Auer von Welsbach zufolge
um einen zuverlässigen Mitarbeiter, dem er über Jahre hinweg vertraut hat.
Auf Genussscheinen sitzen bleiben
Der Rückkauf der Genussscheine
der AvW Gruppe muss bis Jahresende eingestellt bleiben. Rund 12.000 Personen
sind davon betroffen, sie werden ihre Genussscheine jetzt nicht los. Wann
die Inhaber zu ihrem Geld kommen und zu welchem Kurs der Rückkauf getätigt
werden kann, ist noch nicht bekannt.
Die AvW steht in Gesprächen mit Banken, um die Liquidität in Form eines Kredits wiederherzustellen.